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195 Allseitig vermisste man ihn, und die Jerusalemer fürchteten nicht ohne Grund, es möchten jetzt, da sie des Jonathas starken Arm und seine weisen Ratschläge nicht mehr hätten, die benachbarten feindlichen Völkerschaften, die nun den Jonathas nicht mehr zu scheuen brauchten, über sie herfallen und ihnen hart zusetzen. 196 Das trat auch nur zu bald ein. Denn als die Heiden den Tod des Jonathas erfuhren, griffen sie die nach ihrer Meinung führerlosen Juden an, und auch Tryphon hatte bereits ein Heer gerüstet, um damit nach Judaea zu ziehen und die Bewohner des Landes zu bekriegen. 197 Als nun Simon die Jerusalemer in Angst und Schrecken sah, berief er, um durch sein Wort ihren Mut zum Widerstand gegen Tryphon zu stählen, das Volk in den Tempel und tröstete es mit folgender Ansprache: 198 „Es kann euch ja nicht unbekannt sein, liebe Landsleute, dass wie mein Vater, so auch ich und meine Brüder stets bereit waren, für eure Freiheit das Leben aufs Spiel zu setzen. Ausser vielen anderen Beweisen hierfür habe ich auch den, dass es Mitglieder unserer Familie waren, die für Religion und Gesetz den grausamsten Tod erlitten haben. Keine Furcht also kann diese Gesinnung aus meiner Seele entfernen und dafür Todesscheu und Feigheit in sie einpflanzen. 199 Da ihr somit einen Führer habt, der das Höchste für euch zu leiden und zu thun bereit ist, so folgt mir getreulich, wohin ich euch führen werde. Denn ich bin weder besser als meine Brüder, sodass ich mein Leben schonen müsste, noch schlechter als sie, sodass ich den Tod für Gesetz und Religion, der ihnen etwas Herrliches war, fliehen und scheuen sollte. 200 Wo es am Platze ist, dass ich mich als ihren echten Bruder erweise, da werde ich zeigen, dass ich das wirklich bin. Denn ich bin überzeugt, dass es mir gelingen wird, an den Feinden Rache zu nehmen, euch alle mit Weib und Kind vor ihrer Wut zu schützen und mit Gottes Hilfe den Tempel vor der Zerstörung zu bewahren. Ich sehe auch, dass die Heiden euch jetzt nur deshalb verachten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/162&oldid=- (Version vom 12.12.2020)