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merkte die Königin Aristobulus’ Flucht, dachte aber zunächst noch nicht daran, dass sein Entweichen mit aufrührerischen Plänen zusammenhänge. Als aber ein Bote nach dem anderen kam und meldete, Aristobulus habe eine Festung im Besitz, dann die zweite und endlich alle insgesamt (sobald er nämlich mit der ersten den Anfang gemacht, folgten die übrigen gleich von selbst), geriet die Königin mit dem Volke in die äusserste Bestürzung. 426 Man sah nämlich wohl ein, dass Aristobulus bald im Besitze der Herrschaft sein werde, und fürchtete besonders, er werde Rache dafür nehmen, dass man sein Haus verwüstet hatte. Man beschloss deshalb, seine Gattin nebst den Kindern in die oberhalb des Tempels liegende Burg zu bringen. 427 An Aristobulus aber schlossen sich inzwischen so viele an, dass er schon den Eindruck eines Königs machte. In ungefähr fünfzehn Tagen hatte er zweiundzwanzig Festungen erobert und besass nun die Mittel, um am Libanon, in Trachonitis und bei den umwohnenden Fürsten sich ein Heer zu werben. Wie nun die Menschen überhaupt gern dem Machthaber anhängen, so unterwarf man sich auch ihm leicht. Übrigens hoffte man auch, wenn man ihn in seiner jetzigen bedenklichen Lage unterstütze, werde man später um so mehr Vorteile von ihm geniessen, weil man ihm zur Regierung verholfen habe. 428 Die Ältesten der Juden begaben sich nun mit Hyrkanus zur Königin und baten sie um ihren Rat, was zu thun sei. Aristobulus habe nämlich schon so viele Festungen in seiner Gewalt, dass er drauf und dran sei, sich der Regierung zu bemächtigen. Und wenn die Königin auch noch so krank sei, zieme es ihnen doch nicht, so lange sie lebe, etwas ohne ihren Rat zu thun, obgleich die Gefahr vor der Thür stehe. 429 Alexandra jedoch hiess sie alles nach ihrem Gutdünken bewerkstelligen, da ihnen ja ein kräftiges Volk, ein Heer und die Staatskasse genug Hilfsmittel darböten. Sie selbst könne sich nicht mehr viel um die Geschäfte kümmern, weil sie schon zu schwach sei.

(6.) 430 Bald darauf starb sie, nachdem sie neun Jahre

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/201&oldid=- (Version vom 12.12.2020)