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man möge ihm den Jüngling schicken, und zwar, um den Schein des Anstandes zu wahren, mit dem Zusatze: wenn es nicht allzu viele Mühe verursache. 29 Als Herodes hiervon Kenntnis erhielt, erachtete er es für gefährlich, den Aristobulus, einen so schönen und im blühenden Alter von sechzehn Jahren stehenden Jüngling, der noch dazu von so vornehmer Herkunft war, zu Antonius zu schicken, einem Manne, der damals der mächtigste aller Römer war und von dem man sich versehen konnte, dass er auch imstande sei, den Jüngling seiner Wollust zu opfern; denn er that, was ihm beliebte. 30 Herodes schrieb deshalb zurück, wenn der Jüngling auch nur einen Fuss aus dem Lande setze, werde Krieg und Aufruhr entfesselt werden, da die Juden stets auf eine Gelegenheit zu Unruhen und Umwälzungen lauerten.

(7.) 31 Als er sich so dem Antonius gegenüber entschuldigt hatte, beschloss er, den Jüngling und Alexandra nicht ohne Ehrung zu lassen. Denn abgesehen davon, dass seine Gattin Mariamne ihn mit anhaltenden Bitten bestürmte, er möge doch ihrem Bruder die hohepriesterliche Würde verschaffen, hielt er es auch für in seinem Interesse liegend, dass Aristobulus sich nicht mehr entfernen dürfe, wenn er zu dieser Würde gelangt sei. Er berief daher seine Freunde zusammen und beklagte sich sehr über Alexandra, 32 indem er ihnen vorstellte, diese trachte nach der Herrschaft und suche es durch Kleopatra dahin zu bringen, dass er selbst vom Throne gestossen und der Jüngling von Antonius zum Könige ernannt werde. 33 Darin aber handle sie sehr unbillig, da sie nicht bloss ihre Tochter der ehrenvollen Stellung, die sie besitze, beraube, sondern auch das Reich, welches er mit so vieler Mühe und unter nicht unbedeutenden Gefahren sich erworben, in Unruhen stürze. 34 Obgleich er aber des Unrechtes, das er von jener Seite erfahren, wohl eingedenk sei, wolle er doch nicht aufhören, Billigkeit walten zu lassen, und jetzt dem Sohne der Alexandra die hohepriesterliche Würde verleihen, die er

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/295&oldid=- (Version vom 12.12.2020)