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wohnten. Einst waren ja viele Tausende unseres Volkes nach Babylon weggeführt worden, 40 und von diesen stammte, und zwar aus hohepriesterlichem Geschlecht, Ananel ab, den Herodes sich schon längst durch Freundschaft verpflichtet hatte. Als nun Herodes zur Regierung gelangt war, hatte er ihm die Ehrenstelle verliehen, die er ihm jetzt in ungesetzmässiger Weise um der Beilegung eines Familienstreites willen wieder aberkannte. Denn wer einmal diese Würde erlangt hatte, konnte derselben nicht wieder verlustig erklärt werden. 41 Antiochus Epiphanes war der erste, der dieses Gesetz verletzte, da er dem Jesus die Würde nahm und sie auf dessen Bruder Onias übertrug. Der zweite war Aristobulus, der seinen Bruder Hyrkanus aus dem Amt entfernte, und als dritter folgte nun Herodes, der das Hohepriestertum dem Jünglinge Aristobulus verlieh.

(2.) 42 Auf diese Weise glaubte nun Herodes den Familienzwist aus der Welt geschafft zu haben. Doch liess er nach erfolgter Aussöhnung mit Alexandra nicht, wie es billig gewesen wäre, seinen Argwohn gegen sie fahren, sondern hielt sich wegen ihrer früheren Feindseligkeit auch jetzt noch für berechtigt, bei Gelegenheit einen von ihr angezettelten Aufruhr befürchten zu müssen. 43 Er befahl ihr daher, sich innerhalb der Königsburg zu halten, und gestattete ihr nicht, etwas nach ihrem Belieben zu thun. Ja, er liess sie so scharf bewachen, dass sie ausser den gewöhnlichen täglichen Verrichtungen nichts unternehmen konnte, wovon er nicht Kenntnis erlangt hätte. 44 Das alles rief allmählich bei Alexandra eine Erbitterung hervor, die bald zu förmlichem Hasse auswuchs. Denn aufgebläht durch weiblichen Stolz, konnte sie die über sie verhängte argwöhnische Bewachung nicht ertragen und wollte lieber alles Erdenkliche leiden, als, ihrer Freiheit beraubt, unter dem Schein der Ehre in Knechtschaft und Furcht ihr Leben verbringen. 45 Sie schickte daher zu Kleopatra, klagte derselben ihre unerquickliche Lage und bat sie, ihr nach Kräften behilflich zu sein. Kleopatra riet ihr, sie solle

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/297&oldid=- (Version vom 12.12.2020)