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Gewande die religiösen Ceremonien getreu dem Ritus vollzog, auch in seiner hervorragenden Grösse und Schönheit wie in seiner edlen Gestalt seine vornehme Abkunft zeigte, 52 hatte die ganze Volksmenge ihr Wohlgefallen an ihm und rief sich die herrlichen Thaten seines Grossvaters Aristobulus ins Gedächtnis. Und überwältigt von ihren Gefühlen, jauchzte sie ihm freudig zu, brachte ihm Segenswünsche dar und liess überhaupt eine solche Begeisterung für ihn zu Tage treten, dass es rätlicher gewesen wäre, den Dank für die früher empfangenen Wohlthaten mit Rücksicht auf Herodes weniger laut auszudrücken. 53 Denn gerade infolge dieser Vorgänge beschloss Herodes, seinen Anschlag gegen den Jüngling bald ins Werk zu setzen. Als er daher nach dem Feste von Alexandra nach Jericho zum Mahle geladen war, suchte er durch Schmeicheleien den Jüngling an einen stillen Ort hinzulocken und stellte sich dann, als wollte er sich mit ihm in jugendlichem Spiel ergötzen. 54 Da es aber an dem Orte sehr heiss war, gingen sie, ermattet vom Spiel, beiseite und traten an die Fischteiche, die in beträchtlicher Grösse die Anlagen umschlossen und bei der Hitze angenehme Kühlung gewährten. 55 Zunächst nun sahen sie einigen ihrer Freunde zu, wie diese in dem Wasser schwammen, und als sich dann der Jüngling auf Zureden des Herodes gleichfalls unter sie mischte, tauchten ihn die Freunde des Herodes, welche dieser entsprechend beauftragt hatte – es dämmerte bereits – unter dem Schein des scherzhaften Spiels unter und liessen ihn nicht eher los, als bis sie ihn ertränkt hatten. 56 So kam Aristobulus im blühenden Alter von noch nicht achtzehn Jahren ums Leben, nachdem er nur ein Jahr lang die Hohepriesterwürde bekleidet hatte, die nun wieder auf Ananel überging.

(4.) 57 Als die Frauen von diesem Unfall Kunde erhielten, verwandelte sich ihre Freude in Trauer, und es entstand ein anhaltendes Wehklagen um den geliebten Toten. Auch die ganze Stadt ward, als die Nachricht sich verbreitete, von gewaltigem Schmerz ergriffen, und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/299&oldid=- (Version vom 12.12.2020)