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gesinnt war und wusste, dass sie mit ihren Zudringlichkeiten niemand verschonte, glaubte, wenn sie aus zügelloser Lust zu den Anträgen sich hätte hinreissen lassen, sie mit Recht verabscheuen, wenn sie aber in hinterlistiger Absicht dieselben vorgebracht hätte, ihr zuvorkommen und sie dafür züchtigen zu müssen, und wies deshalb ihre Lockungen von sich. Dann überlegte er mit seinen Freunden, ob er sie nicht umbringen lassen solle, da er jetzt Gelegenheit dazu habe. 99 Dadurch werde er alle, denen sie bisher lästig gefallen sei und künftig noch lästig fallen könnte, von mancher Unannehmlichkeit befreien, und auch dem Antonius werde das von Nutzen sein, da sie auch diesem gegenüber sich nicht als treu bewähren würde, wenn er einmal in die Lage kommen sollte, sich auf sie verlassen zu müssen. 100 Doch seine Freunde hielten ihn von diesem Vorhaben zurück, indem sie ihm zunächst vorstellten, dass es ihm, da er wichtigere Dinge zu thun habe, nicht zieme, sich einer so offenbaren Gefahr auszusetzen. Darum baten und bestürmten sie ihn, er möge nicht unüberlegt handeln. 101 Denn sicher werde Antonius eine solche That nicht ungestraft hingehen lassen, wenn er auch vielleicht überzeugt sei, dass dieselbe ihm grossen Nutzen bringen könne. Vielmehr werde seine Liebe zu Kleopatra noch heftiger entfacht werden, wenn er daran denken müsse, dass sie mit Gewalt und Hinterlist ihm entrissen worden sei. Auch werde Herodes keine hinreichende Entschuldigung dafür beibringen können, dass er sich an einer Frau vergriffen habe, welche die angesehenste und mächtigste ihrer Zeit sei. Der Nutzen der That aber, wenn überhaupt von einem solchen die Rede sein könne, werde, da er mit solcher Tollkühnheit und im Widerspruch mit der Liebe des Antonius errungen werde, gar nichts zu bedeuten haben. 102 Daraus gehe klar hervor, dass Herodes sein Reich und sein Haus in grosses und unabsehbares Unglück stürzen würde. Anderseits stehe ihm aber auch nichts im Wege, die Sünde, zu der sie ihn verlocken wolle, zu vermeiden und dadurch seinem

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/307&oldid=- (Version vom 12.12.2020)