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unserer Gesetze durch Engel erhalten, die von Gott gesandt waren. Eine solche Kraft hat der Titel eines Gesandten, dass er bei den Menschen für den Stellvertreter Gottes gilt und den Feind mit dem Feinde auszusöhnen vermag. 137 Welcher Frevel könnte also grösser sein wie die Ermordung derer, die gesandt sind, um über Recht und Frieden zu verhandeln? Und wie können diejenigen, die solchen Frevel begangen haben, je in ihrem Leben wieder ruhig und im Kriege wieder glücklich sein? Mir wenigstens scheint das undenkbar. 138 Es könnte nun vielleicht jemand einwenden, wir hätten wohl das Recht auf unserer Seite, die Feinde aber die Stärke und Übermacht der Zahl. Solche Rede kann aber bei euch keine Wirkung haben. Denn wer das Recht auf seiner Seite hat, hat Gott für sich; wo aber Gott ist, da ist auch Macht und Stärke. 139 Bedenken wir ferner unsere früheren Thaten: in der ersten Schlacht haben wir gesiegt, in der zweiten haben uns die Feinde keinen Widerstand geleistet, sondern sind sogleich geflohen, da sie unseren kraftvollen Ansturm nicht auszuhalten vermochten. Als wir dann schon gesiegt hatten, griff Athenion uns an, ohne uns den Krieg erklärt zu haben. 140 Ist das nun nicht eher Hinterlist und Tücke, als Tapferkeit? Warum sollen wir denn den Mut verlieren wegen einer Sache, die eigentlich unsere Zuversicht noch steigern müsste? Und wie können solche Menschen uns Furcht einjagen, die, sowie sie offen mit uns kämpften, noch stets unterlegen sind, und die, wenn sie einen Sieg errungen zu haben schienen, diesen nur ihrer Hinterlistigkeit verdankten? 141 Hält sie aber trotzdem noch jemand für tapfer, warum lässt er sich nicht eben dadurch zu grösserem Kampfeseifer anspornen? Ein Zeichen von Mut ist es doch wahrlich nicht, Schwache anzugreifen, sondern vielmehr Stärkere zu überwinden. 142 Sollte aber vielleicht jemand infolge der Drangsale, die unser Heimatland betroffen haben, und namentlich infolge des Erdbebens zaghaft sein, so möge er doch zunächst bedenken, dass diese Unfälle den

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/314&oldid=- (Version vom 12.12.2020)