Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/32

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Sechstes Kapitel.
Von Esther, Mardochaeus und Aman, und wie unter Artaxerxes beinahe das ganze Volk der Juden ausgerottet worden wäre.

(1.) 184 Nach Xerxes’ Tod ging die Regierung an seinen Sohn Cyrus über, den die Griechen Artaxerxes nennen. Während dieser über die Perser herrschte, wäre beinahe das ganze Volk der Juden mit Weibern und Kindern dem Untergange verfallen gewesen. Die Ursache hiervon will ich gleich angeben. 185 Vorher nämlich muss ich berichten, wie der König eine Jüdin aus königlichem Geschlechte zur Gemahlin nahm, von der erzählt wird, dass sie unser Volk gerettet habe. 186 Als Artaxerxes den Thron bestiegen und die hundertsiebenundzwanzig Satrapen von Indien bis nach Aethiopien hin eingesetzt hatte, lud er im dritten Jahre seiner Regierung seine Freunde, die ihm untergebenen Perser und deren Fürsten ein und gab ihnen ein hundertachtzig Tage währendes Fest, wie es einem Könige geziemt, der seinen Reichtum zur Schau stellen will. 187 Alsdann bewirtete er sieben Tage lang die fremden Völker und deren Gesandte in Susa. Das Gastmahl wurde folgendermassen gehalten: Der König liess ein Zelt errichten, dessen Gerüst aus goldenen und silbernen Säulen und dessen Bekleidung aus Leinwand und Purpur bestand. In diesem Zelte fanden viele Tausende Platz. 188 Man bediente sich beim Mahle goldener, mit Edelsteinen besetzter Becher, die ebenso das Auge ergötzten als dem Ganzen zur Zierde gereichten. Den Dienern befahl der König, niemand durch öfteres Einschenken zum Trinken zu nötigen, wie das bei den Persern Sitte ist, sondern die Gäste ganz nach ihrem Gutdünken sich der Freude hingeben zu lassen. 189 Im ganzen Lande sandte er Boten umher und liess verkündigen, die Arbeit solle ruhen und eine Reihe von Tagen festlich begangen werden. 190 Auch den Frauen gab die Königin Vaste im Palaste ein Fest. Da nun die Königin von hervorragender Schönheit war, wollte

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/32&oldid=- (Version vom 12.12.2020)