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der König sie seinen Gästen zeigen und liess ihr befehlen, zum Mahle zu kommen. 191 Die Königin aber weigerte sich dessen, da die Gesetze der Perser den Fremden verbieten, Frauen des Landes zu betrachten, und so viele Verschnittene der König auch zu ihr sandte, blieb sie doch in ihren Gemächern und weigerte sich zu kommen. 192 Der König geriet hierüber in heftigen Zorn, beendete das Mahl, stand auf und beschied die sieben Perser zu sich, denen die Auslegung des Gesetzes oblag. Bei diesen klagte er seine Gattin an, ihn dadurch beleidigt zu haben, dass sie trotz seines öfteren Befehls, zum Gastmahle zu kommen, nicht ein einziges Mal erschienen sei. 193 Er hiess sie daher ihm auslegen, was nach dem Gesetze gegen die Königin zu geschehen habe. Einer von den sieben, Muchaeus mit Namen, erklärte, das Benehmen der Königin gereiche nicht nur dem Könige zur Schmach, sondern auch allen Persern, die dadurch in Gefahr kämen, von ihren Weibern missachtet zu werden. 194 Denn nach dem Vorgange der Königin werde kein Weib mehr vor ihrem Gatten Ehrfurcht haben. Er legte deshalb dem König nahe, das widerspenstige Gebaren der Königin empfindlich zu bestrafen und allen seinen Unterthanen das über sie verhängte Urteil bekannt zu machen. Demgemäss ward beschlossen, der König solle die Vaste verstossen und ihren Rang einer anderen Frau verleihen.

(2.) 195 Da aber der König die Vaste sehr liebte, konnte er sich in eine Trennung von ihr schlecht schicken. Doch gab es nun des Gesetzes wegen für ihn keine Umkehr von dem Beschluss, und es blieb ihm nichts übrig, als sein Unglück, das er selbst gewollt hatte, zu beklagen. Als seine Freunde ihn so übelgelaunt sahen, rieten sie ihm, das Andenken an Vaste und an seine Liebe zu ihr, die ihm ja doch nichts nützen könne, ganz aufzugeben, 196 dann aber im ganzen Lande die schönsten und anmutigsten Jungfrauen aufsuchen zu lassen und die liebreizendste von ihnen zur Ehe zu nehmen. Denn je rascher er eine neue Gattin heimführe, desto eher

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/33&oldid=- (Version vom 12.12.2020)