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werde die Neigung zu seiner ersten Gemahlin in ihm erkalten und bald auf die andere sich übertragen. 197 Dieser Rat gefiel dem Könige, und er gab daher den Auftrag, ihm die schönsten Jungfrauen aus seinem Reiche auszusuchen und zuzuführen. 198 Unter den Erwählten befand sich auch ein Mädchen, welches verwaist war und zu Babylon von seinem Oheim Mardochaeus erzogen wurde. Letzterer war aus dem Stamme Benjamin und gehörte einer der vornehmsten jüdischen Familien an. 199 Esther (das war der Name der Jungfrau) zeichnete sich vor allen anderen durch Schönheit aus und zog durch ihre lieblichen Gesichtszüge aller Augen auf sich. 200 Sie wurde einem Verschnittenen zur Wartung übergeben, der ihr die sorgfältigste Pflege angedeihen liess und sie mit Wohlgerüchen und kostbaren Salben im Überfluss versah. Dieselbe Pflege wurde auch den übrigen Mädchen, die im ganzen vierhundert an der Zahl waren, zu teil, und zwar sechs Monate lang. 201 Als man nun nach Ablauf dieser Zeit die Jungfrauen für hinreichend vorbereitet hielt, beim Könige zu ruhen, liess man jeden Tag eine von ihnen mit dem Könige Gemeinschaft haben. 202 Der aber schickte sie alle dem Verschnittenen wieder zurück. Als jedoch Esther zu ihm kam, hatte er Gefallen an ihr und ward von solcher Liebe zu ihr ergriffen, dass er sie zu seiner rechtmässigen Gattin erkor und sich im siebenten Jahre seiner Regierung, im zwölften Monate, der Adar heisst, mit ihr vermählte. 203 Alsdann sandte er Boten zu allen Völkerschaften, um ihnen seine Hochzeit anzukündigen. Die Perser aber und die Meder sowie die Vornehmsten der Völkerschaften bewirtete er aus diesem Anlass festlich einen ganzen Monat lang. Als nun seine neue Gemahlin in den Palast eingeführt war, setzte er ihr das Königsdiadem auf, und Esther wohnte von da an beim Könige, ohne ihm das Volk, dem sie entstammte, zu nennen. 204 Ihr Oheim zog dann ebenfalls von Babylon nach Susa, nahm dort seinen Wohnsitz und verkehrte täglich im Königspalaste, um sich nach dem Befinden

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/34&oldid=- (Version vom 12.12.2020)