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der Esther zu erkundigen, da er sie wie seine Tochter liebte.

(3.) 205 Um diese Zeit erliess der König ein Gesetz, dass niemand von seinen Unterthanen ihm ungerufen nahen dürfe, wenn er auf dem Throne sitze. Infolgedessen umgab er sich mit Beilträgern, die jeden Übertreter des Gesetzes bestrafen sollten. 206 Der König selbst hatte in seiner Hand einen goldenen Stab, den er, wenn er einen von denen, die ungerufen zu ihm kamen, retten wollte, gegen diesen ausstreckte. Wen er damit berührte, der war ausser Gefahr. Soviel mag hierüber genügen.

(4.) 207 Einige Zeit darauf verschworen sich die beiden Verschnittenen Bagathous und Theodestes gegen den König. Barnabazus aber, der Diener des einen Verschnittenen, seiner Abstammung nach Jude, erhielt von der Verschwörung Kenntnis und meldete die Sache dem Oheim der Königin, der durch Esther dem Könige die Verschworenen anzeigte. 208 Der König geriet in heftigen Schrecken, liess eine Untersuchung anstellen und fand, dass die Anzeige auf Wahrheit beruhte. Alsdann liess er die beiden Verschnittenen ans Kreuz schlagen; seinem Retter Mardochaeus aber gab er keine andere Belohnung, als dass er seinen Namen von den Chronisten in die Jahrbücher eintragen liess, ihm im Königspalaste eine Wohnung anwies und ihn in die Zahl seiner vertrauten Freunde aufnahm.

(5.) 209 Damals war es Sitte, dass Aman, dem Sohne des Amadathas, einem geborenen Amalekiter, so oft er sich zum Könige begab, sowohl von den Persern als auch von den Fremden die Ehrenbezeugung erwiesen werden musste, dass man sich vor ihm niederwarf. Es war dies auf einen Befehl des Artaxerxes zurückzuführen. 210 Mardochaeus aber konnte es bei seiner Weisheit und seiner Achtung vor den Gesetzen seines Volkes nicht über sich bringen, einen Menschen also zu verehren. Aman, der sein Benehmen bemerkt hatte, erkundigte sich, woher er sei, und da er hörte, Mardochaeus sei Jude, geriet er in Zorn darüber, dass, obgleich die freien Perser ihm die

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/35&oldid=- (Version vom 12.12.2020)