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Verehrung zollten, ein solcher Sklave sich dessen weigere. 211 Um sich dafür an Mardochaeus zu rächen, hielt er es für zu wenig, nur die Bestrafung dieses einen Mannes zu fordern, sondern beschloss, das ganze Volk zu vernichten. Denn er trug auch von Hause aus den Juden grossen Hass nach, da das Volk der Amalekiter, dem er entstammte, von ihnen ausgerottet worden war. 212 Er begab sich also zum Könige und führte bei ihm Klage, es lebe in seinem Reiche zerstreut ein verruchtes Volk, das sich ganz abgesondert und unvermischt erhalte und weder dieselben Götter wie seine übrigen Unterthanen verehre, noch den Gesetzen gehorche, vielmehr infolge seiner Sitten und Einrichtungen sowohl dem persischen Volke als allen übrigen Menschen ein Dorn im Auge sei. 213 „Willst du,“ fuhr er fort, „deinen Unterthanen eine Wohlthat erweisen, so gieb Befehl, dass dieses Volk völlig ausgerottet werde und nicht ein einziger von ihm übrig bleibe, sei es auch nur als Sklave oder Kriegsgefangener. 214 Damit dir jedoch kein Schaden daraus erwächst, erbiete ich mich, dir von meinem Vermögen vierzigtausend Talente Silber zu liefern, wohin du willst. Ich will mich gern dieser Summe entäussern, wenn nur das Reich von dieser Pestbeule befreit wird und Frieden geniessen kann.“

(6.) 215 Als Aman diese Bitte ausgesprochen hatte, hiess ihn der König sein Geld behalten und mit den Juden nach seinem Gutdünken verfahren. Aman, der so seinen Wunsch erfüllt sah, sandte sogleich im Namen des Königs an alle Völkerschaften ein Edikt folgenden Inhalts: 216 „Der grosse König Artaxerxes an die einhundertsiebenundzwanzig Satrapen von Indien bis nach Aethiopien. Da ich die Herrschaft über viele Völker und Länder errungen, jedoch nicht übermütig oder grausam, sondern mild und gütig mich gegen meine Unterthanen bewiesen und ihnen Frieden und den Schutz der Gesetze verschafft habe, bin ich auch bemüht gewesen, ihnen alle diese Vorteile für immer zu sichern. 217 Nun hat mich Aman, der wegen seiner Weisheit und Gerechtigkeit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/36&oldid=- (Version vom 12.12.2020)