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von mir in hohen Ehren gehalten wird und wegen seiner Treue und Anhänglichkeit mir besonders nahe steht, voll hingebender Sorgfalt darauf aufmerksam gemacht, dass mitten unter meinen Völkern ein feindseliges Volk lebt, das die Gesetze nicht beachtet, dem Könige nicht gehorcht, seiner eigenen Gebräuche sich bedient, unseren ganzen Staat hasst und heimtückische Pläne gegen uns hegt. 218 Ich befehle daher, dass ihr die von meinem väterlichen Berater Aman bezeichneten Menschen mit Weib und Kind umbringt, ohne auch nur einen einzigen zu verschonen, und dass ihr euch nicht durch Mitleid verleiten lasst, meinem Befehl zuwiderzuhandeln. 219 Dies soll geschehen am dreizehnten Tage des zwölften Monats im nächsten Jahre, damit unsere Feinde sämtlich an einem Tage umkommen, und wir in Zukunft vor ihnen sicher sind.“ 220 Als dieses Edikt im ganzen Lande bekannt gemacht worden war, traf man überall Vorkehrungen, um die Juden an dem festgesetzten Tage auszurotten, und auch in Susa rüstete man sich dazu. Inzwischen vergnügten sich der König und Aman mit Schmausereien und Zechgelagen, während die Stadt in Aufregung und Verwirrung sich befand.

(7.) 221 Als Mardochaeus von dem Anschlage Kenntnis erhielt, zerriss er seine Kleider, hüllte sich in Lumpen, bestreute sich mit Asche und zog durch die Stadt, indem er ausrief, es solle ein Volk zu Grunde gerichtet werden, das niemand ein Leid zugefügt habe. So kam er bis zum Königspalaste, vor dem er stehen blieb, da er in solchem Aufzug dort nicht eintreten durfte. 222 Ebenso verfuhren auch die übrigen Juden in den Städten, wo das bezügliche Edikt verkündet worden war, und jammerten und wehklagten über das ihnen bevorstehende Schicksal. Als man nun der Königin meldete, in welch kläglichem Aufzuge Mardochaeus vor dem Palast stehe, schickte sie ihm in ihrer Aufregung darüber andere Kleider. 223 Mardochaeus aber weigerte sich, die Lumpen abzulegen, weil das Leid, um dessetwillen er sie angezogen, noch nicht beendigt sei. Da beschied die Königin den gerade

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/37&oldid=- (Version vom 12.12.2020)