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in ihrer Nähe befindlichen Verschnittenen Achratheus zu sich und schickte ihn zu Mardochaeus, um sich zu erkundigen, was ihm denn Trauriges zugestossen sei, dass er so wehklage und sein Gewand selbst auf ihre Bitten nicht ablegen wolle. 224 Mardochaeus erklärte dem Verschnittenen, die Ursache seines Schmerzes sei das gegen die Juden vom König erlassene Edikt und der Umstand, dass Aman dem Könige für die Ausrottung der Juden Geld versprochen habe. 225 Dann übergab er ihm für Esther eine Abschrift des in Susa bekannt gemachten Ediktes und liess sie bitten, sie solle sich beim Könige für ihr Volk verwenden und sich nicht schämen, für dessen Errettung demütig zu flehen, wodurch sie vielleicht den Untergang der Juden abwenden könne. 226 Denn Aman, die rechte Hand des Königs, habe die Juden so verleumdet, dass der König heftigen Zorn gegen sie hege. Als Esther dies vernahm, liess sie dem Mardochaeus sagen, sie sei schon lange nicht mehr zum Könige beschieden worden, und jeder, der ungerufen zu ihm hingehe, müsse sterben, wenn der König ihm nicht den goldenen Stab entgegenstrecke. 227 Mardochaeus liess ihr entgegnen, sie dürfe nicht so sehr auf ihr eigenes Wohlergehen bedacht sein, als vielmehr auf die Rettung ihres ganzen Volkes. Wenn sie das nicht thue, werde Gott zwar sein Volk auch zu retten wissen, sie selbst aber werde dann mit ihrem Hause von denen zu Grunde gerichtet werden, um die sie sich nicht kümmern wolle. 228 Darauf liess ihm Esther durch denselben Diener sagen, er solle sich nach Susa begeben, alle dort befindlichen Juden zusammenberufen und ein dreitägiges Fasten für sie anordnen, während welcher Zeit sie sich von Speise und Trank völlig enthalten möchten. Dasselbe wolle auch sie mit ihren Mägden thun und dann trotz des Gesetzes zum Könige gehen, selbst wenn sie dafür den Tod erleiden müsse.

(8.) 229 Mardochaeus ordnete nach Esthers Befehl das Fasten an und flehte mit dem Volke zu Gott, er möge sie nicht zu Grunde gehen lassen, sondern sie vom Verderben

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/38&oldid=- (Version vom 12.12.2020)