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erretten, wie er auch früher so oft für sie gesorgt und ihnen ihre Sünden verziehen habe. 230 Denn nicht durch eigene Schuld sei das Volk in Gefahr geraten, sondern er allein habe den Zorn Amans erregt, weil er ihm nicht dieselbe Ehrenbezeugung wie Gott dem Herrn habe erweisen wollen. Deshalb sei Aman so sehr gegen die aufgebracht, die nichts gegen Gottes Gesetz sich hätten zu schulden kommen lassen. 231 Auch das ganze Volk rief flehentlich zu Gott, er wolle ihm gnädig sein und alle Israëliten im Lande vor dem ihnen drohenden Unheil bewahren. Letzteres nämlich schwebte ihnen beständig vor Augen und rückte immer näher heran. Esther warf sich gleichfalls zur Erde, legte ein Trauergewand an, 232 enthielt sich drei Tage lang der Nahrung und jeglicher Erholung, und flehte inbrünstig zu Gott, er möge sich ihrer erbarmen und ihrer demütigen Bitte beim Könige die Kraft der Überzeugung, ihre Gestalt aber noch mehr Liebreiz als früher verleihen, 233 damit sie durch diese beiden Mittel den etwaigen Zorn des Königs beschwichtigen und ihre Landsleute aus der ihnen drohenden Gefahr erretten könne. Gott möge auch dem Könige Hass gegen die einflössen, die den Juden feindlich gesinnt seien und ihnen, wenn der König auf seiner schlechten Meinung von ihnen beharre, in kurzem den Untergang bereiten würden.

(9.) 234 Nachdem Esther so drei Tage lang im Gebet vor Gott verharrt hatte, legte sie das Trauerkleid ab und ein anderes an, schmückte sich, wie es einer Königin ansteht, und begab sich in Begleitung zweier Dienerinnen, auf deren eine sie sich leicht stützte, während die andere ihr folgte und die Schleppe ihres Gewandes trug, zum Könige. Ihre Wangen färbte eine anmutige Röte, und ihre ganze Gestalt atmete Liebreiz und königliche Majestät. 235 Voll Angst trat sie beim Könige ein, und als sie ihn in seinem Prunkgewand, das aus verschiedenfarbigen Stoffen, 236 Gold und Edelsteinen gewirkt war, auf dem Throne sitzen sah, kam er ihr schon deshalb furchtbarer vor. Wie er sie nun auch noch grimmig und mit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/39&oldid=- (Version vom 12.12.2020)