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dessen Begleiter und alle Juden, die zu ihm hielten, gern aufnehmen; auch werde er ihn sicher geleiten und keinen seiner Wünsche unberücksichtigt lassen. 173 Als Herodes diesen Brief erhalten hatte, liess er den Hyrkanus zu sich rufen und fragte ihn, ob er mit Malchus eine Verabredung getroffen habe. Hyrkanus stellte das entschieden in Abrede; Herodes aber zeigte ihm vor versammeltem Hofe den Brief und liess ihn sogleich hinrichten.

(3.) 174 In dieser Weise findet sich der Hergang in den Annalen des Herodes beschrieben. Nach anderen jedoch hat sich die Sache nicht so verhalten; vielmehr soll Herodes den Hyrkanus nicht sowohl aus dem oben erwähnten Grunde, als wegen der Nachstellungen, die dieser ihm bereitet, unter Anklage gestellt und zum Tode verurteilt haben. 175 Sie schreiben nämlich, Herodes habe bei einem Gastmahl, ohne seinen Argwohn auch nur anzudeuten, den Hyrkanus gefragt, ob ihm ein Brief von Malchus zugegangen sei, worauf dieser entgegnet habe, er habe allerdings einen Brief von ihm empfangen, 176 doch sei der Zweck desselben nur der gewesen, ihm einen Gruss zu entbieten. Hierauf habe sich Herodes wieder an ihn mit der Frage gewandt, ob er von Malchus Geschenke erhalten habe, und als ihm hierauf die Antwort erteilt worden sei, er habe nur vier Pferde zum Reiten geschenkt bekommen, habe der König das als Bestechung und Verrat ausgelegt und ihn zum Tode verurteilt. 177 Dass aber Hyrkanus unschuldig die Todesstrafe erlitten habe, suchen sie daraus zu beweisen, dass er von sanfter Gemütsart gewesen sei, sodass er nicht einmal als Jüngling irgend ein Anzeichen von Tollkühnheit oder Verwegenheit geboten und selbst dann, als er zur Regierung gelangte, fast die ganze Verwaltung dem Antipater überlassen habe. 178 Hierzu komme noch, dass er damals bereits sein achtzigstes Lebensjahr überschritten und wohl gewusst habe, dass des Herodes Regierung fest begründet sei. Ja, er sei sogar über den Euphrat gegangen, habe alle, die ihn jenseits dieses Flusses in so hohen Ehren

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/320&oldid=- (Version vom 12.12.2020)