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gehalten, verlassen und sich der Gewalt des Herodes unterworfen. Es sei somit ganz unglaublich und entspreche auch durchaus nicht seinem Charakter, dass er eine Umwälzung beabsichtigt habe. Vielmehr scheine es, als ob dieser Grund von Herodes nur erdichtet worden sei.

(4.) 179 So beschloss Hyrkanus sein Leben, nachdem er während desselben viele und mancherlei Schicksale erfahren hatte. Denn als seine Mutter Alexandra zur Regierung gekommen war, wurde er Hohepriester des jüdischen Volkes und bekleidete diese Würde neun Jahre lang. 180 Nach dem Tode seiner Mutter übernahm er dann auch die Regierung, führte dieselbe aber nur drei Monate lang und wurde von seinem Bruder Aristobulus vertrieben. Von Pompejus wieder in alle seine Würden eingesetzt, behauptete er sich alsdann vierzig Jahre lang darin. 181 Hierauf wurde er von Antigonus abermals derselben beraubt und lebte als Verstümmelter und Gefangener bei den Parthern. Einige Zeit nachher kehrte er, angelockt durch die Aussichten, welche Herodes ihm eröffnete, in seine Heimat zurück. Aber nichts von allem, was er gehofft hatte, ging in Erfüllung; vielmehr erfuhr er noch weitere schwere Schicksalsschläge und musste schliesslich das Schlimmste erdulden, indem er, wie gesagt, in hohem Greisenalter einen unverdienten Tod erlitt. 182 Denn er scheint milden und gemässigten Charakters gewesen zu sein, und da er sich mit Staatsgeschäften nicht gern befasste und auch in der Kunst des Regierens nicht erfahren war, liess er das Reich grösstenteils durch andere verwalten. Diese seine grosse Milde war auch allein schuld daran, dass Antipater und Herodes zu so grosser Macht gelangten, von welch letzterem er dann endlich gegen Recht und Gerechtigkeit mit dem Tode bestraft wurde.

(5.) 183 Nach dem Tode des Hyrkanus trat Herodes seine Reise zum Caesar[1] an, von dem er aber wegen seiner

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/321&oldid=- (Version vom 12.12.2020)
  1. Im Jahre 27 v. Chr. erteilte der Senat ihm den Beinamen Augustus (der Erhabene), der dann der gebräuchliche Name des [WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt] Octavianus als Alleinherrscher und ebenso wie Princeps, Caesar, Imperator, der Titel der römischen Herrscher wurde. Später wird Caesar die besondere Bezeichnung des vom regierenden Augustus bei Lebzeiten ernannten Nachfolgers.