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gewesen sei und nach Kräften dazu beigetragen habe, ihm den Besitz der höchsten Gewalt zu sichern. Mit Waffen freilich habe er ihn nicht unterstützt, weil er in einen Krieg mit den Arabern verwickelt gewesen sei; dafür aber habe er ihm Geld und Getreide geliefert. 190 Doch glaube er auch damit seiner Pflicht noch nicht genügt zu haben. Denn wer eines anderen Freund sein wolle und von ihm bewusstermassen nur Gutes erlangt habe, müsse im Falle der Gefahr ebenso gern sein Leben wie sein Besitztum für ihn hingeben. Obwohl er ihm nun weniger geleistet, als sich geziemt hätte, glaube er doch gut daran gethan zu haben, dass er ihn, als er bei Actium geschlagen worden, 191 nicht im Stich gelassen und sich bei der jähen Wendung seines Glückes nicht von ihm abgewandt habe. Vielmehr habe er ihm, wenn er ihm auch keine hinreichende Hilfe habe gewähren können, doch wenigstens einen sehr guten Rat gegeben, indem er ihm als die einzige Möglichkeit seiner Rettung die Tötung der Kleopatra bezeichnet habe. 192 Habe er diese nämlich aus dem Wege geräumt, so könne er die Hoffnung hegen, sich der höchsten Gewalt zu bemächtigen und sich mit dem Caesar Augustus auszusöhnen. Antonius aber habe seinen Vorschlag nicht in Erwägung gezogen, sondern einem schlechteren Rat nachgegeben, wovon er selbst nur Schaden, Augustus aber Nutzen gehabt habe. 193 „Wenn du nun,“ fuhr er fort, „weil du dem Antonius grollst, mir meine Anhänglichkeit an ihn als Verbrechen anrechnen willst, so muss ich mich allerdings schuldig bekennen, und ich scheue mich nicht, offen zu erklären, dass ich ihm sehr ergeben war. Wenn du aber, abgesehen von meiner Person, meine Erkenntlichkeit und Ergebenheit gegen meine Wohlthäter kennen lernen willst, so kannst du sie aus meinen dir soeben gegebenen Beweisen am besten ersehen. Ist aber auch der Name des höchsten Machthabers ein anderer geworden, so werde ich nichtsdestoweniger diesem gleichfalls meine unerschütterliche Freundschaft beweisen.“

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/323&oldid=- (Version vom 12.12.2020)