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ihres Adels laut auf, sodass Herodes nicht mehr durch blossen Argwohn, sondern durch offenbare Beweise in Unruhe versetzt wurde. 211 Vor allem ärgerte ihn die Wahrnehmung, dass seine Gattin einen unerwarteten und unverhohlenen Abscheu gegen ihn hege. Bei seiner heftigen Zuneigung zu ihr konnte er das nicht ertragen und schwankte zwischen Hass und Liebe, indem er bald über sie in Zorn geriet, bald sich wieder mit ihr versöhnte. 212 Oft nahm er sich vor, sie wegen ihres Stolzes zu strafen, doch immer wieder gab er seiner Liebe nach, da er zu schwach war, sich von ihr zu trennen. Ja, er fürchtete, wenn er gegen sie einschreite, sich selbst zu bestrafen, weil er sich nichts Schrecklicheres denken konnte, als sie durch den Tod zu verlieren.

(3.) 213 Da aber seine Mutter und seine Schwester seine Gesinnung gegen Mariamne erkannt hatten, glaubten sie eine günstige Gelegenheit erhascht zu haben, um ihren Hass gegen diese zu befriedigen, und suchten in ihren Gesprächen mit Herodes ihn durch schändliche Verleumdungen aufzureizen und ihm so Abscheu und Widerwillen gegen seine Gattin beizubringen. 214 Derartige Reden hörte Herodes mit stillem Grimm an, doch wollte er noch immer nicht daran glauben und nichts gegen Mariamne daraufhin unternehmen. Gleichwohl entfremdete sich sein Gemüt ihr täglich mehr und mehr, und da sie aus ihrer Gesinnung kein Hehl machte, er aber seine Liebe unablässig in Hass verwandelte, 215 steigerte sich die Erbitterung auf beiden Seiten fortwährend sodass er endlich beschloss, sie zu töten. Inzwischen aber erhielt er die Nachricht, dass der Caesar nach dem Tode des Antonius und der Kleopatra sich Aegyptens bemächtigt habe. Deshalb ging er trotz seiner unerquicklichen Lage von Hause fort und zog dem Caesar eilends entgegen. 216 Bei seinem Abschied empfahl ihm Mariamne den Soëmus, der durch seine treue Fürsorge besonderen Anspruch auf Dank habe, und erbat für ihn vom Könige eine Befehlshaberstelle, welcher Ehre er auch teilhaftig wurde. 217 Als nun Herodes nach Aegypten gekommen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/327&oldid=- (Version vom 12.12.2020)