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am Tempel, und wer sie besass, hatte damit auch die Herrschaft über das ganze Volk in Händen. Denn ohne dieselben können die Opfer nicht dargebracht werden, und niemand von den Juden kann es über sich bringen, die Opfer zu unterlassen. Vielmehr sind die Juden so gesinnt, dass sie lieber sterben, als den Gottesdienst aussetzen wollen. 249 Alexandra stellte also den Besatzungen beider Burgen vor, dass dieselben ihr und den Söhnen des Herodes übergeben werden müssten, damit nicht, wenn Herodes stürbe, sonst jemand sich vor ihnen in den Besitz der Festungswerke setze. Wenn er aber genese, so könnten dieselben niemand sicherer anvertraut sein, als seinen eigenen Verwandten. 250 Diese Worte fanden indes nicht den Beifall der Kommandanten, sondern sie bewahrten nun noch um so mehr dem Herodes die Treue, teils aus Abneigung gegen Alexandra, teils weil sie es für unwürdig hielten, vom Könige abzufallen, so lange er noch am Leben war. Und da sie sämtlich zu Herodes in freundschaftlichen Beziehungen standen und einer von ihnen mit Namen Achiab sogar sein Neffe war, 251 teilten sie ihm den Anschlag der Alexandra mit. Herodes gab darauf unverweilt Befehl, Alexandra zu töten. Als er nun von seiner Krankheit zur Not und nach grossen Qualen wieder genesen war, war er infolge seiner seelischen und körperlichen Leiden so erbittert, dass er aus geringfügigen Ursachen die, welche ihm zufällig in die Quere kamen, umbringen liess. 252 Ja, er liess sogar seine besten Freunde Kostobar, Lysimachus, Gadias mit dem Beinamen Antipater und Dositheus hinrichten, und zwar aus folgender Veranlassung.

(9.) 253 Kostobar, Idumäer von Geburt, war einer der Vornehmsten seines Landes und stammte von dem Priestergeschlecht des Koze ab. Koze wurde von den Idumäern göttlich verehrt, 254 ehe Hyrkanus bei ihnen die Gebräuche und Gesetze der Juden eingeführt hatte. Diesen Kostobar nun setzte Herodes nach seiner Thronbesteigung als Statthalter über Idumaea und Gaza und gab ihm seine Schwester Salome zur Frau, nachdem er

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/333&oldid=- (Version vom 12.12.2020)