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deren früheren Gatten Joseph, wie oben erwähnt, hatte töten lassen. 255 Da aber Kostobar unerwartet zu solchem Glück gelangt war, wurde er übermütig und vermass sich schliesslich, dem Herodes den Gehorsam zu verweigern und zu verlangen, dass die Idumäer frei von der Oberhoheit der Juden und der Beobachtung jüdischer Gebräuche sein sollten. 256 Er schickte deshalb zu Kleopatra und liess ihr melden, Idumaea sei stets ihren Vorfahren unterthan gewesen, und es sei daher angemessen, dass sie dieses Land von Antonius zurückbegehre. Was ihn betreffe, so sei er gern bereit, seine Ergebenheit auf sie zu übertragen. 257 Das that er aber nicht deshalb, weil er die Kleopatra lieber als Herrscherin von Idumaea gesehen hätte, sondern weil er glaubte, dass, wenn des Herodes Macht geschwächt sei, er selbst mit leichter Mühe die Herrschaft über das Idumäervolk an sich reissen und dann zu noch grösserer Macht gelangen könnte. Unterstützt wurde diese seine Hoffnung durch den Umstand, dass er von vornehmer Herkunft und sehr reich war. Er hatte nämlich durch seine Habgier ein bedeutendes Vermögen zusammen gebracht und betrieb auch im übrigen alles mit grosser Energie. 258 Kleopatra begehrte nun zwar das Land von Antonius, erhielt es aber nicht. Als Herodes von der Sache hörte, wollte er Kostobar dem Henker überliefern; doch liess er sich durch die Bitten seiner Schwester und seiner Mutter erweichen, gab ihn frei und verzieh ihm. Seit dieser Zeit aber hegte er wegen jenes Planes einen steten Argwohn gegen ihn.

(10.) 259 Einige Zeit nachher entstand zwischen Salome und Kostobar Streit, und Salome schickte ihrem Gatten einen Scheidebrief, was aber den Gesetzen der Juden zuwider war. Denn einem Manne ist es wohl bei uns gestattet, das zu thun, keinesfalls aber darf ein Weib, welches den Gatten aus freien Stücken verlassen hat, eine neue Ehe eingehen, wenn sie nicht zuvor von ihrem Manne freigegeben ist. 260 Salome jedoch kümmerte sich nicht um dieses Gesetz der Hebräer, sondern handelte

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/334&oldid=- (Version vom 12.12.2020)