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und Kampfspiele von ihren Vorfahren nicht überkommen hatten. 269 Die fünfjährigen Spiele liess Herodes mit höchstem Prunk ausstatten; auch lud er die benachbarten Völkerschaften dazu ein und rief Zuschauer aua aller Herren Länder herbei. Weither strömten in der Hoffnung, die Siegespreise zu gewinnen, Wettkämpfer und Schauspieler aller Art zusammen, namentlich solche, die in diesen Spielen sehr geübt waren. 270 Denn nicht nur auf Ringkämpfer war Bedacht genommen worden, sondern es waren auch Preise für diejenigen ausgesetzt, die sich mit Musik beschäftigten und Thymeliker genannt wurden, damit die Tüchtigsten von allen zur Teilnahme am Wettstreit veranlasst würden. 271 Weiterhin stiftete Herodes grosse Siegespreise für Wettfahrten von zweirädrigen und vierrädrigen Wagen sowie für Pferderennen, und bot überhaupt alles auf, was den Spielen Glanz und Pracht verleihen konnte. 272 Das Theater selbst hatte man aufs herrlichste geschmückt, und ringsum waren die Thaten des Caesars und die Trophäen, die er im Kampf mit den einzelnen Völkerschaften davongetragen hatte, auf echtem Gold- und Silbergrund abgebildet. 273 Und was die sonstige Ausstattung angeht, so gab es kein noch so wertvolles Kleid und keine noch so kostbaren Edelsteine, die sich nicht zugleich mit den Wettkämpfern dem Auge dargeboten hätten. Auch wilde Tiere waren herbeigeschafft worden, Löwen und andere durch Stärke oder Seltenheit hervorragende Bestien in Menge. 274 Diese Tiere liess man teils gegen einander, teils auch mit Menschen kämpfen, die dazu verurteilt worden waren. Für die Fremden war nun freilich dieser Aufwand und der Anblick der gefährlichen Kämpfe eine Augenweide und ein Gegenstand der Bewunderung; für die Einheimischen dagegen bedeutete das alles eine offenbare Auflösung der bei ihnen in so hoher Ehre gehaltenen väterlichen Sitte. 275 Denn es schien ihnen eine Gottlosigkeit zu sein, Menschen den wilden Tieren vorzuwerfen zur Ergötzung anderer Menschen, und nicht weniger verwerflich kam es ihnen vor, die Landesgebräuche mit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/337&oldid=- (Version vom 12.12.2020)