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fremden Sitten zu vertauschen. 276 Nichts aber verletzte sie mehr als die Trophäen; denn da sie dieselben für in Rüstungen eingehüllte Bilder hielten, vermochten sie, weil nach ihren Gesetzen die Verehrung von Bildern verboten war, diesen Anblick nur mit höchstem Unwillen zu ertragen.

(2.) 277 Herodes konnte es nicht verborgen bleiben, dass die Juden hierüber in grosse Aufregung gerieten, und da er es nicht für klug hielt, mit Gewalt dagegen vorzugehen, gab er sich alle Mühe, sie mit Worten zu besänftigen und von ihren religiösen Bedenken zu befreien. Doch richtete er hiermit nichts aus; vielmehr schrien sie aus Ärger über das, was sie ihm als Frevel anrechneten, einstimmig, wenn sie auch alles andere noch ertragen könnten, so dürften sie doch die Bildsäulen von Menschen (womit sie die Trophäen meinten) in der Stadt nicht dulden, weil das nach dem Gesetze ihrer Väter untersagt sei. 278 Als nun Herodes sah, dass sie so aufgeregt waren, und dass sie nicht nachgeben würden, wenn er sie nicht auf irgend eine Weise beruhigte, berief er die Vornehmsten des Volkes ins Theater, zeigte ihnen die Trophäen und fragte sie, wofür sie dieselben hielten. 279 Und da sie laut entgegneten, das seien Bildnisse von Menschen, liess er die Trophäen ihres Schmuckes entkleiden und zeigte ihnen die blossen Holzklötze. Da erhob sich ein allgemeines Gelächter, das um so anhaltender wurde, als ihnen auch schon vorher der ganze Bilderkram lächerlich vorgekommen war.

(3.) 280 Auf diese Weise hatte Herodes vorläufig den Unwillen des Volkes beschwichtigt, sodass die meisten beruhigt und umgewandelt schienen. Immerhin beharrten aber noch einige dabei, dass sie sich an der Veränderung der heimischen Sitten stiessen, 281 und da sie der Meinung waren, dass eine solche Verletzung der Gesetze und Einrichtungen die Quelle grosser Übel sei, glaubten sie sich eher jeder Gefahr aussetzen zu müssen, als dass sie den Herodes ruhig dabei gewähren lassen sollten,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/338&oldid=- (Version vom 12.12.2020)