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die Ordnung der Dinge umzustossen, mit Gewalt Neuerungen einzuführen und, während er sich zum Schein als König benehme, in Wahrheit sich als den ärgsten Feind des ganzen Volkes zu beweisen. 282 Es verschworen sich daher gegen ihn zehn Männer aus der Bürgerschaft auf jede Gefahr hin und versteckten Dolche in ihren Kleidern. 283 Unter ihnen befand sich auch ein Blinder, der durch alles das, was er gehört hatte, in Entrüstung versetzt worden war. Er verschwor sich mit den anderen nicht so sehr, um sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, als vielmehr, um alles Widrige mit ihnen zu erleiden, wenn das Unternehmen ungünstig ablaufen würde. Hierdurch wurde der Mut der anderen zur Ausführung ihres Planes nicht wenig gehoben.

(4.) 284 Als sie nun solches einmütig beschlossen hatten, begaben sie sich zum Theater in der Hoffnung, dass Herodes ihnen nicht entgehen würde, wenn sie ihn unversehens überfallen könnten. Wenn sie aber auch den Gehassten verfehlten, so hofften sie doch einige von seiner Umgebung töten zu können und dadurch dem Könige Anlass zu geben, über das Unrecht nachzudenken, das er dem Volke anzuthun schien, und sollten sie auch selbst darüber zu Grunde gehen. 285 Wohlvorbereitet und mit grossem Eifer gingen sie darauf ans Werk. Aber einer von des Herodes Spionen, denen die Auskundschaftung und Anzeige solcher Anschläge oblag, entdeckte das Komplott und setzte den König davon in Kenntnis, als er eben ins Theater eintreten wollte. 286 Herodes, der, wenn er an den Hass, den er bei vielen erregt, und an die Unruhen, die fast alle seine Handlungen zur Folge gehabt, dachte, an der Wahrheit der Meldung nicht zweifeln konnte, zog sich sogleich in seinen Palast zurück und liess die Verschworenen vorführen. 287 Da diese nun, von der Leibwache des Königs ergriffen, wohl einsahen, dass sie dem Tode nicht entgehen würden, gaben sie sich wenigstens Mühe, denselben dadurch zu verherrlichen, dass sie ihm mutig entgegengingen. 288 Sie bewiesen deshalb weder Reue, noch

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/339&oldid=- (Version vom 12.12.2020)