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verlegten sie sich aufs Leugnen; vielmehr zeigten sie offen die Dolche vor und bekannten freimütig ihre Verschwörung, auf die sie sich nicht aus Gewinnsucht oder Leidenschaft eingelassen hätten, sondern, was ihnen mehr wert sei, zu gunsten der öffentlichen Wohlfahrt, die jeder selbst mit Aufopferung seines Lebens schützen müsse. 289 Nachdem sie so ungescheut ihr Vorhaben bekannt hatten, wurden sie von den Soldaten des Königs weggeführt und unter vielfachen Qualen hingerichtet. Aber auch ihr Verräter, der sich den allgemeinen Hass des Volkes zugezogen hatte, ward nicht lange danach von einigen Bürgern ergriffen und nicht nur getötet, sondern sogar in Stücke zerrissen und den Hunden zum Frasse vorgeworfen. 290 Diese That hatten zwar viele Bürger gesehen, aber niemand wollte etwas verraten, bis Herodes eine strenge Untersuchung anordnete und einige Weiber durch die Folter zum Geständnis zwang. Hierauf wurden die Urheber der That nebst ihren Familien mit dem Tode bestraft. 291 Da jedoch das Volk eine grosse Standhaftigkeit und Unerschrockenheit in der Verteidigung seiner Gesetze bewies, ward die Lage des Herodes allmählich so schwierig, dass er Massregeln zu seiner grösseren Sicherheit treffen musste. Er beschloss deswegen, das Volk von allen Seiten einzuschliessen, damit diese kleinen Unruhen nicht zu offenem Aufruhr anwüchsen.

(5.) 292 In der Stadt besass er an Befestigungswerken schon den Palast, in dem er selbst wohnte, und die Veste des Tempels, welche Antonia hiess; dazu glaubte er nun noch ein drittes Bollwerk gegen das Volk in Samaria, weiches er Sebaste nannte, errichten zu müssen, 293 und da er den Ort für sehr geeignet hielt, die ganze Umgegend im Zaume zu halten (er lag von Jerusalem nur eine Tagereise entfernt), befestigte er ihn sehr stark. Auch erbaute er noch eine andere Festung zur Bezwingung des Volkes an dem Orte, der früher Stratonsturm hiess, von ihm aber Caesarea genannt wurde. 294 Desgleichen errichtete er einen festen Platz in der

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/340&oldid=- (Version vom 12.12.2020)