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schwierig, teils weil die Nachbarvölker selbst am Notwendigsten Mangel litten, teils weil ihm, auch wenn er imstande gewesen wäre, für so viele Menschen nur eine Kleinigkeit Lebensmittel anzuschaffen, das Geld dazu fehlte. 306 Da er es aber für billig hielt, nichts unversucht zu lassen, um dem Elend abzuhelfen, liess er alles, was sich an Gold- und Silbergerät im Königspalast vorfand, zusammenschmelzen und verschonte selbst die kostbarsten und kunstvollsten Erzeugnisse nicht. 307 Das so erhaltene Geld schickte er dann nach Aegypten, dessen Verwaltung Petronius im Namen des Caesars führte. Obgleich sich nun nicht wenige, die in derselben Notlage waren, um Abhilfe an Petronius wandten, wollte er doch als besonderer Freund des Herodes dessen Unterthanen zunächst das Leben erhalten. Er gestattete deshalb ihnen zuerst, Getreide auszuführen, und war ihnen beim Ankauf und der Ausfuhr desselben in jeder Hinsicht behilflich, sodass sie ihm zum grössten Teile oder auch ganz allein ihre Rettung zu verdanken hatten. 308 Als nun die Abgesandten mit dem Getreide ankamen, sorgte Herodes zunächst dafür, dass das Volk diese Hilfe nur ihm zuschrieb, und brachte dadurch nicht nur denen, die ihm früher feindlich gegenübergestanden hatten, eine bessere Meinung bei, sondern zeigte auch offenkundig, wie sehr er auf das Wohl des Volkes bedacht gewesen war. 309 Denn zuerst teilte er mit möglichster Genauigkeit Getreide an diejenigen aus, die sich selbst Brot daraus bereiten konnten. Alsdann wies er den vielen, die wegen hohen Alters oder sonstiger Schwäche sich die Nahrung nicht selbst herzustellen vermochten, Bäcker an, welche das thun sollten. 310 Weiterhin sorgte er dafür, dass die, denen ihr Vieh zu Grunde gegangen war oder die dasselbe zur Nahrung verwendet hatten und deshalb weder Wolle noch sonstige Kleidungsstücke besassen, im Winter nicht in Gefahr gerieten. 311 Nachdem er das alles besorgt hatte, gedachte er auch den benachbarten Städten Hilfe zu leisten, indem er die Bewohner Syriens mit Saatgut versah, eine Massregel, die den höchsten Nutzen versprach,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/343&oldid=- (Version vom 12.12.2020)