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hatte, war mit deren reichen Einkünften nicht zufrieden, sondern suchte dieselben durch Raubzüge, welche er nach Trachon unternahm, zu vermehren. Diese Gegend nämlich wurde von verkommenen Menschen bewohnt, die das Gebiet der Damascener plünderten, und anstatt ihren Räubereien Einhalt zu thun, beteiligte sich Zenodorus sogar noch an ihrer Beute. 345 Die Nachbarn aber, die hierdurch hart bedrängt wurden, wandten sich mit lauten Klagen an den damaligen Statthalter Varro und baten ihn, dem Caesar von den Ungerechtigkeiten des Zenodorus Meldung zu machen. Der Caesar hatte die Klagen kaum vernommen, als er sogleich Befehl erteilte, die Räuber aus der Gegend zu vertreiben und dieselbe dem Herodes zu übergeben, dessen Umsicht und Thatkraft es gewiss verhüten würde, dass die Trachoniter ihren Nachbarn künftig lästig fielen. 346 Dem Treiben der Räuber ein Ende zu machen, war indes keine leichte Sache, da dieselben nur von ihren Räubereien lebten und weder Städte noch Ackerland, sondern nur unterirdische Schlupfwinkel und Höhlen besassen, in denen sie mit ihrem Vieh gemeinschaftlich lebten. Auch hatten sie sich reichlich mit Wasser und Getreidevorräten versorgt, sodass sie aus ihren Verstecken heraus längere Zeit Widerstand zu leisten vermochten. 347 Die Eingänge der Höhlen waren so eng, dass nur einer nach dem anderen hineingehen konnte; der innere Raum dagegen war von ganz beträchtlicher Grösse und so eingerichtet, dass er einer grossen Anzahl Menschen Unterkunft gewährte. Oben aber ragten die Wohnungen nicht hervor, sondern waren hier fast dem Erdboden gleich. Die ganze Gegend war rauh, felsig und schwer zugänglich, wenn man sich nicht eines Führers bediente; denn die Pfade waren nicht gerade, sondern vielfach verschlungen. 348 Konnten diese Menschen keine Schandthaten gegen ihre Nachbarn verüben, so pflegten sie sich selbst gegenseitig zu berauben, und schreckten vor keinem Verbrechen zurück. Sobald nun Herodes diese Gegend von Augustus zum Geschenk erhalten hatte, zog er mit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/350&oldid=- (Version vom 12.12.2020)