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kam der Caesar nach Syrien, und ein grosser Teil der Gadarener benutzte diesen Anlass, um über Herodes Klage zu führen, dass er sich herrschsüchtig, hart und tyrannisch benehme. 355 Zu diesem kühnen Wagnis hatte sie Zenodorus getrieben, der sie stets aufwiegelte, sich über Herodes beklagte und ihnen eidlich zusagte, alles aufbieten zu wollen, damit sie von der Herrschaft des Herodes befreit und unmittelbar der Botmässigkeit des Augustus unterstellt würden. 356 Hierdurch liessen die Gadarener sich bewegen, gegen Herodes Klage zu erheben, indem sie sich besonders darauf stützten, dass diejenigen ihrer Mitbürger, welche Agrippa gefesselt dem Herodes hatte zuführen lassen, von letzterem nicht bestraft, sondern, ohne dass man ihnen ein Haar gekrümmt hatte, freigelassen worden waren. Denn Herodes, der gegen die Seinigen bei Verfehlungen mit unerbittlicher Strenge einschritt, war leicht geneigt, die Übelthaten von Fremden grossmütig zu verzeihen. 357 Da er nun von den Gadarenern der Gewaltthätigkeit, des Raubes und der Zerstörung ihrer Tempel angeklagt wurde, bereitete er ruhig seine Verteidigung vor. Augustus aber gab ihm die Hand und änderte trotz des Tobens der Menge nicht im mindesten seine freundliche Gesinnung gegen ihn. 358 Über diese Sache verhandelte man am ersten Tage; am folgenden Tage aber wurde die Untersuchung nicht fortgesetzt. Denn da die Gadarener die Stimmung des Caesars und der Beisitzer des Gerichtes erkannten und der Meinung waren, dass sie an den König würden ausgeliefert werden, töteten sie sich aus Furcht vor Folterqualen in der folgenden Nacht teils mit eigener Hand, teils stürzten sie sich in einen Abgrund oder ertränkten sich im Flusse. 359 Weil sie aber damit ihre Leichtfertigkeit und Schuld selbst anzuerkennen schienen, sprach Augustus den Herodes ohne weiteres Bedenken frei. Ferner vollzog sich noch ein anderes, für Herodes sehr glückliches Ereignis. Dem Zenodorus nämlich platzte ein Darm, und er wurde infolge des dadurch eintretenden Blutverlustes so schwach, dass er

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/352&oldid=- (Version vom 12.12.2020)