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und Erregung. 366 Einen Aufruhr aber suchte er dadurch zu vereiteln, dass er seinen Unterthanen jede Gelegenheit dazu benahm und sie zu beständiger Arbeit anhielt. Auch verbot er den Bürgern alle Zusammenkünfte, öffentliche wie geheime, und stellte überall Spione an. Wurde jemand bei Übertretungen ertappt, so bestrafte er ihn streng, und es wurden viele offen oder heimlich in die Festung Hyrkania abgeführt und dort hingerichtet. 367 Überall, in der Stadt wie auf den Landstrassen, gab es bestimmte Menschen, die alle Zusammenkünfte auszuforschen suchten. Ja, man sagt, der König habe sich oft selbst in der Kleidung eines Privatmannes bei Nacht unter die Menge begeben, um die Meinung des Volkes über seine Regierung zu erfahren. 368 Wer seinen Anordnungen Widerstand entgegensetzte, wurde auf alle erdenkliche Weise verfolgt. Die übrigen aber verpflichtete Herodes unter Eid, ihm stets die Treue zu bewahren. 369 Die meisten seiner Unterthanen fügten sich denn auch seinen Befehlen, teils aus wirklicher Zuneigung zu ihm, teils aus Furcht. Wer jedoch in zähem Widerstand verharrte und sich nicht zu bezwingen vermochte, wurde schonungslos beiseite geschafft. 370 Als er aber auch den Pharisäer Pollio und den Sameas sowie mehrere von deren Anhängern zum Eidschwur zwingen wollte, weigerten sie sich dessen entschieden; gleichwohl schritt er mit Rücksicht auf Pollio nicht gegen sie ein wie gegen die anderen, die den Eid nicht leisten wollten. 371 Auch waren von dieser Verpflichtung die sogenannten Essener befreit, die eine ähnliche Klasse von Menschen bilden, wie bei den Griechen die Pythagoräer. Doch ich habe mich über dieselben anderswo ausführlich verbreitet. 372 Hier mag es nicht unpassend sein, darüber zu reden, weshalb Herodes den Essenern eine so ungewöhnliche Vergünstigung gewährte, zumal daraus hervorgeht, wie man überhaupt in jener Zeit von ihnen dachte.

(5.) 373 Ein gewisser Essener mit Namen Manaëm, der wegen der Ehrbarkeit seines Lebenswandels in gutem

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/354&oldid=- (Version vom 12.12.2020)