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gehörenden Landesteilen euer Volk zu grossem Ansehen erhoben habe, da euch das ja wohl bekannt ist. Ich will euch jetzt nur mit wenigen Worten zeigen, dass das Werk, welches ich gegenwärtig in Angriff nehmen will, ebenso sehr der Ehre Gottes als eurem Ruhme dienen soll. 385 Dieser Tempel ist von euren Vorfahren dem höchsten Gotte erbaut worden, als sie aus Babylon zurückgekehrt waren. Doch fehlen ihm an seiner Höhe noch sechzig Ellen, um welche der früher von Solomon errichtete Tempel ihn überragte. 386 Das ist aber nicht etwa dem Mangel an Frömmigkeit bei unseren Vorfahren zuzuschreiben; denn es stand nicht bei ihnen, dem Tempel die frühere Grösse zu geben. Vielmehr schrieben Cyrus und Darius, des Hystaspes Sohn, ihnen die Art, wie sie den Bau einrichten sollten, vor, sodass sie, da sie zuerst diesen Königen, dann deren Nachkommen und später den Macedoniern unterthan waren, nicht die Macht besassen, dieses Denkmal ihrer Gottesfurcht in derselben Grösse wie ehemals aufzuführen. 387 Weil ich nun durch Gottes Gnade zur Regierung gelangt bin, einer langen Friedenszeit mich erfreue, grosse Reichtümer mir gesammelt habe, bedeutende Einkünfte beziehe und, was das Wichtigste ist, mit den Römern, den Herren der Welt, wie ich wohl sagen darf, in freundschaftlichem Verkehr stehe, so will ich mich bemühen, das, was unsere Vorfahren aus Not und weil sie unter fremder Herrschaft standen, nicht ausführen konnten, zu vollenden und dadurch Gott für die vielen Wohlthaten, die er mir während meiner Regierung erwiesen hat, frommen Dank zu erstatten.“

(2.) 388 Also sprach Herodes zum Volke. Viele jedoch wurden durch diese Rede, die sie nicht erwartet hatten, in Bestürzung versetzt, und da sie den Plan für unausführbar hielten, waren sie keineswegs freudig erregt, sondern vielmehr beängstigt. Sie befürchteten nämlich, der König möchte, wenn der Tempel niedergelegt wäre, nicht die hinlänglichen Mittel besitzen, um das Werk, welches er sich vorgenommen, vollenden zu können, und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/357&oldid=- (Version vom 12.12.2020)