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es schien ihnen diese Gefahr um so grösser zu sein, als der Bau ihnen in der That schwierig und kolossal vorkam. 389 Weil sie nun so niedergeschlagen waren, flösste Herodes ihnen dadurch wieder Mut ein, dass er ihnen die Versicherung gab, er werde den Tempel nicht eher niederreissen lassen, als bis er alles zu seiner Vollendung Erforderliche in Bereitschaft habe. Hierin hielt er auch Wort. 390 Denn erst als er tausend Wagen zum Anfahren der Steine beschafft, zehntausend erfahrene Werkmeister ausgewählt, tausend Priestern priesterliche Gewänder gekauft, sie teils in der Steinmetzkunst, teils im Zimmerhandwerk hatte unterrichten lassen, und überhaupt alles aufs sorgfältigste vorbereitet hatte, nahm er das Werk in Angriff.

(3.) 391 Er liess also zunächst die alten Fundamente durch neue ersetzen und erbaute dann auf diesen den Tempel selbst, hundert Ellen lang und hundertzwanzig Ellen hoch. Von den letzteren hundertzwanzig Ellen gingen zwanzig ab, nachdem sich die Fundamente gehörig gesetzt hatten; doch haben wir dieselben zu Neros Zeiten wieder hinzuzufügen beschlossen. 392 Der Tempel wurde aus festen weissen Marmorsteinen erbaut, die ungefähr fünfundzwanzig Ellen lang, acht Ellen hoch und gegen zwölf Ellen breit waren. 393 Wie die königliche Säulenhalle war der ganze Tempel auf beiden Seiten etwas niedriger, in der Mitte dagegen etwas höher, sodass er schon auf viele Stadien Entfernung sichtbar war, besonders für diejenigen, welche ihm gerade gegenüber wohnten oder für solche, die auf ihn zugingen. 394 Die Thüren am Eingange[1] mit den Oberschwellen waren wie das Innere des Heiligtums selbst mit bunten Vorhängen geschmückt, in welche purpurne Blumen und Säulen eingewebt waren. 395 Über denselben breitete sich unterhalb der Mauerkrönung ein goldener Weinstock mit herabhängenden Trauben aus, und es war überhaupt ein

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/358&oldid=- (Version vom 12.12.2020)
  1. Josephus meint hier nicht das äussere, sondern das innere Thor, welches unmittelbar ins Heiligtum führte.