Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/372

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unterthan wissen, beraubt worden sind. 33 Haben sie damit etwas Bedeutendes erlangt, so gereicht ihnen eben das zum Lobe, dass sie sich solcher Gnaden wert gezeigt haben. Sind die Vergünstigungen aber unbedeutend, so ziemt es den Spendern derselben um so weniger, ihnen diese jetzt nicht zu belassen. 34 Es steht ja ausser Zweifel, dass diejenigen, welche die Juden behelligen und bedrücken, beide Teile beleidigen: die, welche die Wohlthaten empfangen haben, indem sie dieselben nicht für wert halten, dass so vortreffliche Männer ihnen damit ihre Anerkennung zollen, die Wohlthäter selbst dagegen, indem sie verlangen, dass diese ihre Gunstbezeugungen wieder zu nichte machen sollen. 35 Wollte man nun die Juden fragen, was sie lieber verlieren möchten, ihr Leben oder ihre heimischen Gebräuche, Aufzüge, Opfer und Feste, womit sie ihre Gottheit ehren, so weiss ich bestimmt, dass sie eher alles Schlimme zu erdulden, als irgend eine ihrer väterlichen Satzungen aufzugeben bereit sind. 36 Führen sie doch ihre meisten Kriege deshalb, weil sie dieselben schützen wollen. Das Glück nun, das jetzt das ganze Menschengeschlecht durch euch geniesst, bemessen wir eben danach, dass es jedem einzelnen in eurem Gebiete freisteht, seinen Gottesdienst zu üben und nach seinen religiösen Grundsätzen zu leben. 37 Nun aber wollen jene Menschen ein Unrecht, das sie an sich selbst wohl nicht dulden würden, anderen mit Gewalt zufügen, als ob es nicht gleich frevelhaft wäre, den eigenen Gottesdienst zu vernachlässigen und andere widerrechtlich an der Ausübung ihres Gottesdienstes zu hindern. 38 Doch nun noch eine andere Erwägung: Giebt es wohl eine Gemeinde, eine Stadt, eine Nation, die nicht den Schutz eurer Herrschaft und die römische Oberhoheit für das grösste Glück hielte? Oder giebt es einen Menschen, der auf eure Wohlthaten verzichten möchte? Sicherlich niemand, es müsste denn sein, dass er von Sinnen ist. 39 Es findet sich auch in der That weder ein Gemeinwesen noch ein Privatmann, die nicht nach eurer Gunst strebten. Jeder aber, der andere um den Genuss

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/372&oldid=- (Version vom 12.12.2020)