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keinerlei Einwendungen vorzubringen, besonders da ja die Verhandlung eigentlich keine gerichtliche war, sondern es sich nur um ein Bittgesuch zur Abwehr von Gewaltthätigkeit handelte. 59 Sie versuchten auch nicht, den Thatbestand zu leugnen, sondern versteckten sich hinter die Ausflucht, die Juden bewohnten griechisches Gebiet und scheuten vor keinem Unrecht zurück. Dagegen wiesen die Juden nach, dass sie Eingeborene seien und dass sie, indem sie ihre Gesetze in Ehren hielten, den Griechen kein Unrecht zufügten. 60 Da nun Agrippa einsah, dass die Juden die Bedrückten seien, gab er den Bescheid, er sei wegen der ergebenen und freundschaftlichen Gesinnung des Herodes bereit, alle Forderungen der Juden zu erfüllen und als gerecht anzuerkennen. Auch wenn sie noch mehr Bitten vorzubringen hätten, werde die Gewährung keine Schwierigkeiten machen, wofern nur die römische Oberhoheit dadurch nicht benachteiligt würde. Weil sie aber um nichts weiter gebeten hätten, als dass ihnen ihre früheren Rechte bestätigt würden, so bestimme er hiermit, dass ihnen niemand etwas bei der Befolgung ihrer Gesetze in den Weg legen dürfe. 61 Hierauf entliess er die Versammlung. Herodes trat nun auf ihn zu, verneigte sich vor ihm und dankte ihm für seine Gnade aufs wärmste. Agrippa aber erwiderte voll Freude seine Ehrenbezeugung, indem er ihn umarmte und küsste. 62 Alsdann verliess er Lesbos. Der König beschloss nun zu Wasser wieder heimzukehren; er sagte daher Agrippa Lebewohl und lichtete die Anker. Nach einigen Tagen landete er mit günstigem Winde bei Caesarea, zog von hier aus nach Jerusalem und berief das gesamte Volk, zu dem auch noch eine Menge Landbewohner sich gesellten, zu einer Versammlung. 63 Hier trat er vor, stattete über seine ganze Reise Bericht ab und machte namentlich Mitteilung davon, dass er den Juden in ganz Asien die Gewährleistung ihrer Rechte erwirkt habe. 64 Alsdann sprach er von seiner glücklichen Regierung, setzte seinen Eifer für das Wohl des Volkes in gehörige Beleuchtung

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/376&oldid=- (Version vom 12.12.2020)