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gegen den Vater steigere. 70 Denn da die jungen Leute die gegen ihre Mutter erhobenen Beschuldigungen nicht gelten liessen, vielmehr der Meinung waren, dieselbe sei unschuldig hingerichtet worden, so zweifelten die Verleumder nicht daran, dass sie schliesslich an dem Urheber des Mordes mit eignen Händen Rache nehmen würden. 71 Zuletzt war die ganze Stadt von dem Gerede erfüllt, und während die Unerfahrenheit der Jünglinge überall Mitleid erregte, liess Salome es an Eifer nicht fehlen und fand in dem Benehmen der Prinzen selbst Anlass genug, Gerüchte auszustreuen, die grosse Wahrscheinlichkeit für sich hatten. 72 Diese nämlich empfanden den Tod ihrer Mutter, deren Beschimpfung auch sie selbst traf, so schmerzlich, dass sie sich alle Mühe gaben, nicht nur Mitleid mit dem traurigen Ende ihrer Mutter, welches eine derartige Teilnahme wirklich verdiente, sondern auch mit ihrer eigenen Lage zu erwecken, indem sie sich darüber beklagten, dass sie gezwungen seien, mit den Mördern ihrer Mutter zusammenzuwohnen.

(2.) 73 Diese Zwistigkeiten nahmen um so mehr zu, als die Abwesenheit des Königs ihnen stets neue Nahrung zuführte. Sobald aber Herodes zurückgekehrt war und die oben erwähnte Ansprache an das Volk gehalten hatte, stellten ihm Pheroras und Salome sogleich vor, eine wie grosse Gefahr ihm von seiten der Jünglinge drohe, da dieselben offen erklärt hätten, sie würden die Ermordung ihrer Mutter nicht ungerächt lassen. 74 Dann fügten sie hinzu, die beiden schienen zu hoffen, durch Vermittlung des Kappadociers Archelaus Zutritt zum Caesar erlangen und hier ihren Vater verklagen zu können. 75 Über diese Mitteilungen geriet Herodes in Bestürzung und zwar um so mehr, als er dasselbe auch schon von anderer Seite erfahren hatte. Zu alledem fielen ihm nun auch noch die früheren Vorgänge ein, nämlich die ersten Zwistigkeiten in seinem Hause, welche ihm die heftige Abneigung gegen seine nächsten Verwandten und selbst gegen seine geliebte

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/378&oldid=- (Version vom 12.12.2020)