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Gattin beigebracht hatten, und da er für die Zukunft noch viel Schlimmeres ahnte, war er gänzlich ratlos. 76 Denn wenn ihm auch in seinem Herrscherleben durch Gottes Fügung alles wider Erwarten glücklich von statten gegangen war, so war er doch in seinem Hause gleichfalls wider Erwarten höchst unglücklich, 77 und da er nun so zwischen Glück und Unglück in der Mitte schwebte, war er in Ungewissheit darüber, ob er dieses wechselvolle Leben weiterführen oder dem grossen häuslichen Elend durch Verzichtleistung auf die Krone und ihren Glanz ein Ende machen sollte.

(3.) 78 Bei dieser Zerfahrenheit und Trostlosigkeit seiner Lage rief er, um die Jünglinge zu demütigen, seinen anderen Sohn Antipater, der ihm noch während seines Privatlebens geboren worden war, zu sich und beschloss, denselben zu bevorzugen, doch vorläufig noch nicht in dem Masse wie später, sodass er gänzlich hinter ihm zurücktreten und ihm alles übertragen müsste, 79 sondern nur in der Absicht, die Verwegenheit der Söhne Mariamnes zu zügeln und ihnen damit eine Warnung zukommen zu lassen. Denn er glaubte, sie würden sich weniger anmassend benehmen, wenn sie sich überzeugten, dass die Thronfolge weder ihnen allein, noch unbedingt ihnen zukomme. 80 Indem er somit den Antipater gewissermassen als ihren Nebenbuhler bei sich aufnahm, hoffte er, sich selbst am besten sicher zu stellen, den Trotz der Jünglinge dagegen zu brechen und sie mit der Zeit zu bessern. Aber es kam ganz anders, als er geglaubt hatte. 81 Denn die Jünglinge fassten die Anordnung ihres Vaters als schwere Beleidigung auf, während Antipater, ein gewandter Mensch, nachdem er urplötzlich zu so glänzenden Aussichten gelangt war, nicht nur darauf ausging, seine Brüder von oben herab zu behandeln und ihnen den Vorrang streitig zu machen, sondern auch seinem Vater, der den beiden anderen bereits durch Verleumdungen entfremdet und nach Antipaters Ansicht leicht dazu zu bringen war, seinen höchsten Zorn an denselben auszulassen, auf

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/379&oldid=- (Version vom 12.12.2020)