Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/382

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vater auf alle mögliche Weise an den Tag legten; ja, sie wollten ihn sogar umbringen und durch diese abscheuliche That den Thron an sich reissen, während er doch vom Caesar die Vollmacht habe, 93 die Nachfolge in der Regierung nicht nach festgelegten Bestimmungen eintreten zu lassen, sondern sie nach Belieben demjenigen seiner Söhne zu übertragen, dessen Ergebenheit die grösste sei. Den beiden nun liege an der Herrschaft nicht gerade so viel, sondern sie würden gern darauf verzichten und selbst ihr Leben in die Schanze schlagen, wenn sie nur ihren Vater aus dem Wege räumen könnten; ein so unbändiger und grausamer Hass habe sich ihrer bemächtigt. Dieses Leid habe er lange genug getragen; jetzt aber sei er genötigt, es dem Caesar mitzuteilen und sein Ohr mit solchen Reden zu belästigen. 94 Die beiden sollten doch nur offen heraussagen, was sie denn von ihm Unbilliges und Hartes zu erdulden gehabt hätten, und sich darüber äussern, ob sie es für recht und billig hielten, ihren Vater, der seine Herrschaft schon so lange besitze und dieselbe unter grossen Gefahren erworben habe, vom Throne zu stossen und ihn daran zu hindern, die Nachfolge dem Würdigsten zu übertragen. 95 Denn diese Auszeichnung stehe doch, wie jede andere Belohnung der Treue, nur dem zu, der sich auch Mühe gebe, es seinem Vorgänger an Sorgfalt gleichzuthun. Nun sei es aber klar, dass dieses ihr Streben keinen Schimmer von Recht aufzuweisen habe. 96 Denn jemand, der stets an die Herrschaft denke, müsse auch stets die Ermordung des Vaters im Sinne haben, wenn er nur nach dessen Ableben auf den Thron gelangen könne. 97 Dazu komme noch, dass er gegen seine Söhne, wie gegen alle seine Unterthanen, im höchsten Masse freigebig sei. Habe er doch nicht nur für ihre Ausstattung, ihre Dienerschaft, ihre Vergnügungen gesorgt, sondern ihnen auch die ehrenvollsten ehelichen Verbindungen ermöglicht, indem er dem einen die Tochter seiner Schwester, dem anderen die Tochter des Königs Archelaus vermählt habe. 98 Das Wichtigste aber

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/382&oldid=- (Version vom 12.12.2020)