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(3.) 104 Da nun die jungen Leute merkten, dass ihr Vater etwas milder gestimmt war und dass nicht nur der Caesar, sondern auch alle übrigen Anwesenden ihre Lage bedauerten, ja zum Teil sogar der Thränen sich nicht enthalten konnten, wandte sich Alexander, der eine der beiden Brüder, an seinen Vater und versuchte den auf ihnen lastenden Verdacht zu beseitigen, indem er also sprach: 105 „Vater, von deiner Liebe zu uns legt diese Verhandlung selbst Zeugnis ab. Denn wenn du etwas Schlimmes gegen uns im Sinne gehabt hättest, würdest du uns nicht zu dem Erretter aller Menschen geführt haben. 106 Gemäss deiner königlichen und väterlichen Gewalt hättest du ja selbst die Schuldigen in Strafe nehmen können. Dass du uns aber nach Rom bringst und den Caesar als Richter in Anspruch nimmst, ist ein Beweis dafür, dass du uns verschonen willst. Niemand führt ja den, welchen er töten will, zum Tempel und ins Heiligtum hinein. 107 Unsere Lage ist indes eine viel schlimmere, als wenn wir zum Tode verurteilt wären. Denn wir würden uns des Lebens nicht mehr für wert halten, wenn man von uns glauben könnte, wir hätten einem solchen Vater nach dem Leben getrachtet. In der That wäre es nicht so schlimm für uns, unschuldig zu sterben, als im Verdacht eines solchen Frevels zu leben. 108 Wenn nun unsere Wahrheitsliebe etwas gilt, so wollen wir uns herzlich freuen, dich überzeugen und der Gefahr entgehen zu können. Falls aber die Verleumdung grösseren Einfluss auf dich hat, so ist selbst dieser eine Tag noch zu viel, um ihn unter einem so schweren Verdachte zu erleben. 109 Du sagst, wir trachteten nach deiner Königskrone; eine solche Beschuldigung indes lässt sich leicht gegen junge Leute erheben, und wenn noch das traurige Ende unserer Mutter damit in Verbindung gebracht wird, so ist das genug, um unser Elend voll zu machen. 110 Aber ich bitte dich, sieh doch zu, ob das nicht in gleichen Fällen stets gesagt zu werden pflegt. Wenn ein König Söhne hat, die im Jünglingsalter stehen und ihre Mutter überleben, so steht ihm

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/384&oldid=- (Version vom 12.12.2020)