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unglaublich, sodass die in der Schönheit ihrer Jugendkraft dastehenden Jünglinge nicht bloss allseitiges Mitgefühl, sondern auch den Wunsch, ihnen zu helfen, rege machten, besonders da Alexander die Klage seines Vaters so geschickt und verständig zurückgewiesen hatte. Die beiden Jünglinge aber konnten sich gar nicht fassen, sondern blickten weinend und niedergeschlagen zur Erde. 123 Gleichwohl leuchtete ihnen schon einige Hoffnung, und der König, der offenbar einsah, dass die Beschuldigungen, welche er gegen die beiden vorgebracht hatte, nicht auf festen Füssen standen, war ratlos, da er auf die Verteidigungsrede nichts zu entgegnen wusste. 124 Nach einer Weile bemerkte daher der Caesar, die Jünglinge hätten, obgleich sie der ihnen zur Last gelegten Verbrechen nicht schuldig seien, doch insofern sich verfehlt, als ihr Benehmen gegenüber dem Vater nicht derart gewesen sei, dass der Verdacht ohne weiteres habe zurückgewiesen werden können. 125 Den Herodes aber forderte er auf, allen Argwohn nunmehr fahren zu lassen und sich mit den jungen Leuten auszusöhnen. Es sei ja unbillig, so etwas von seinen Kindern zu glauben, und eine aufrichtige Sinnesänderung könne nicht nur auf beiden Seiten das Vorgefallene wieder gut machen, sondern auch gegenseitiges Wohlwollen zur Folge haben. Beide Teile müssten eben den ungegründeten Verdacht einander zugut halten und durch doppelte Herzlichkeit alles wieder ins Gleichgewicht bringen. 126 Während dieser Ansprache gab er den Jünglingen einen Wink, und als diese sich nun anschickten, ihrem Vater zu Füssen zu fallen und ihn um Verzeihung zu bitten, kam ihnen Herodes mit offenen Armen entgegen und fiel beiden nacheinander um den Hals, sodass niemand von den Anwesenden, mochte er nun Freier oder Knecht sein, sich der Rührung erwehren konnte.

(5.) 127 Darauf sprachen sie dem Caesar ihren Dank aus und entfernten sich miteinander in Begleitung Antipaters, der sich anstellte, als sei er Wunders wie erfreut über die Versöhnung. 128 An einem der folgenden Tage

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/387&oldid=- (Version vom 12.12.2020)