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man Todfeinde zu verfolgen pflegt, und zwar aus dem Grunde, weil er allein geehrt sein wollte. 157 Wie heftig diese Leidenschaft war, kann man aus den Ehren ersehen, die er dem Caesar, dem Agrippa und seinen anderen hohen Freunden erwies. Wie er nämlich Mächtigere ehrte, so wollte er auch selbst geehrt sein, und seine eigenen grossen Aufwendungen in diesem Punkte bewiesen klar, dass er auf gleiche Behandlung von anderer Seite rechnete. 158 Das jüdische Volk aber war seinen Gesetzen zuliebe allen derartigen Veranstaltungen abhold und gewöhnt, Recht und Gerechtigkeit höher als eitlen Ruhm zu schätzen. Daher kam es, dass die Juden vor ihm keine Gnade fanden; sie verstanden es eben nicht, durch Errichtung von Bildsäulen, Tempeln und ähnlichen Bauwerken dem Ehrgeiz ihres Königs zu schmeicheln. 159 Darin scheint mir der Grund zu liegen, weshalb Herodes seine Angehörigen und Freunde so schlecht behandelte, während er die Auswärtigen und Fremden mit Wohlthaten zu überhäufen suchte.

Sechstes Kapitel.
Gesandtschaft der Juden zu Kyrene und in Asien an den Caesar mit Klagen über die Griechen. Wortlaut der Briefe, welche der Caesar und Agrippa ihretwegen an die Städte schickten.

(1.) 160 Unterdessen hatten die in Asien und im kyrenaeischen Libyen wohnenden Juden von den einzelnen Städten viele Unbilden auszuhalten. Während die früheren Könige ihnen alle ihre Rechte gewährleistet hatten, wurden sie jetzt von den Griechen hart bedrückt, sodass man ihnen die Tempelgelder raubte und sie auch in ihrem Privatbesitz schädigte. 161 In dieser üblen Lage schickten sie, da die Grausamkeit der Griechen kein Ende nehmen zu wollen schien, Gesandte mit entsprechendem Auftrage an den Caesar. Dieser verlieh

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/393&oldid=- (Version vom 12.12.2020)