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Tochter, mit der er verlobt war, gänzlich vernachlässigte und nur der Sklavin anhing. 195 Hierüber ärgerte sich Herodes gewaltig und empfand das Benehmen des Pheroras als persönliche Beleidigung, zumal dieser von ihm mit Wohlthaten überhäuft und sogar zum Mitregenten erhoben worden war und ihm jetzt so schlechten Dank wusste. 196 Weil er nun überzeugt war, dass Pheroras eine Schmach für die Familie sei, hielt er ihn einer Verbindung mit seiner Tochter gar nicht mehr wert und gab deshalb die letztere einem Sohne Phasaëls zur Ehe. Einige Zeit später aber, als er die Leidenschaft seines Bruders erloschen glaubte, erinnerte er ihn an seine Verpflichtung und verlangte nun, er solle seine zweite Tochter Kypros zur Gattin nehmen. 197 Auch Ptolemaeus riet dem Pheroras, seiner Liebschaft ein Ende zu machen und seinen Bruder nicht länger zu beleidigen. Es sei doch schmachvoll, einer Sklavin zuliebe die Zuneigung des Königs zu verscherzen und demselben nur Verdruss zu bereiten. 198 Pheroras, der schon einmal für ein Vergehen Nachsicht erlangt hatte, sah die Richtigkeit dieser Vorstellungen ein und entliess das Weib, obschon sie ihm bereits einen Sohn geboren hatte. Dann versprach er dem Könige, dessen zweite Tochter heiraten zu wollen, setzte die Hochzeit auf den dreissigsten Tag fest und schwur, sich mit der Sklavin nicht mehr abzugeben. 199 Als aber die dreissig Tage um waren, ergriff ihn die Liebe wieder so mächtig, dass er seine Versprechungen in den Wind schlug und sich der Sklavin wieder hingab. 200 Darüber geriet Herodes in unverhaltenen Grimm und liess sich manches Wort entschlüpfen, das wieder und wieder zu neuen Ränken gegen Pheroras Veranlassung gab. Es kam schliesslich so weit, dass kein Tag, ja nicht eine Stunde ohne neue Streitigkeiten verfloss, die zwischen den nächsten und teuersten Angehörigen des Königs entbrannten. 201 Salome wusste in ihrem unerbittlichen Hasse gegen Mariamnes Söhne sogar ihre eigene Tochter, die mit Aristobulus, dem einen dieser beiden Söhne, vermählt war, dahin zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/400&oldid=- (Version vom 12.12.2020)