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im allerschlimmsten Sinne. 208 Und da er seine Erregung nicht mehr bemeistern konnte, ging er zu seinem Vater und teilte ihm weinenden Auges mit, was Pheroras ihm gesagt hatte. Darüber geriet Herodes nur desto mehr in Wut, und ausser stande, eine so schändliche Verdächtigung auf sich sitzen zu lassen, 209 rang er die Hände, beklagte die Bosheit der Seinigen und warf ihnen vor, mit wie schmählichem Undank sie seine Güte lohnten. Alsdann liess er den Pheroras rufen, überhäufte ihn mit Verwünschungen und fuhr ihn an: „Du verruchtester aller Menschen, so über alles Mass hast du also deine Undankbarkeit getrieben, dass du derartiges von mir denken und sprechen kannst? 210 Ist es jetzt nicht klar, dass du nicht nur, um mich zu beschimpfen, meinen Sohn mit solchen Reden angehst, sondern auch, um ihn zu bereden, dass er mir durch Gift den Tod bereite? Wer hätte denn, wenn er nicht gleich meinem Sohne Gott vor Augen gehabt, bei einer solchen Anschuldigung an seinem Vater keine Rache geübt? 211 Wolltest du nur deine giftigen Reden in seine Seele senken, oder ihm gleich den Dolch zum Morde des Vaters in die Hand drücken? Oder was wolltest du, als du in deinem Hasse gegen ihn und seinen Bruder nach aussen ein freundliches Benehmen zur Schau trugst, um mich zu verleumden und ihm Dinge zu sagen, die nur du in deiner Ruchlosigkeit erdenken und aussprechen konntest? 212 Hebe dich hinweg von mir, wenn du so gegen deinen Wohlthäter und Bruder handeln kannst! So lange du lebst, soll dich das Bewusstsein deiner Schandthat drücken! Ich aber will fortfahren, die Meinigen an Güte zu übertreffen und statt der verdienten Strafen unverdiente Wohlthaten ihnen zukommen zu lassen.“

(5.) 213 So der König. Pheroras aber, dessen Schlechtigkeit nun klar zutage trat, behauptete, Salome habe ihm das alles mitgeteilt und von ihr seien diese Redereien zuerst ausgegangen. Salome, die gerade anwesend war, hatte diese Aussage kaum vernommen, als sie mit scheinbarer Entrüstung aufschrie, davon sei kein Wort über

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/402&oldid=- (Version vom 12.12.2020)