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232 Als sie aber gefoltert und von den Henkersknechten Antipater zu Gefallen immer grausamer gequält wurden, gaben sie in ihrer Not an, Alexander, der gegen seinen Vater höchst feindselig gesinnt sei, 233 habe sie beredet, sich von Herodes loszusagen, da er sich überlebt habe und sein hohes Alter damit zu vertuschen trachte, dass er sich das Haar schwärze. Wollten sie sich jedoch auf seine Seite schlagen, so werde er sie nach seiner Thronbesteigung, die trotz Herodes sonst niemand als ihm gelingen werde, bald zu hohen Ehrenstellen berufen. 234 Dass er aber zur Herrschaft gelangen werde, verbürge ihm nicht nur seine Abstammung, sondern auch sein Anhang. Denn er habe unter den Edlen und Vornehmen des Volkes eine Menge Freunde, die bereit seien, für ihn durch dick und dünn zu gehen.

(2.) 235 Als Herodes das hörte, erfüllten ihn die Schmähungen ebenso sehr mit Zorn, als die Nachricht von der ihm drohenden Gefahr mit Furcht, sodass er in gewaltige Erregung geriet und besorgte, es möchte in der That etwas gegen ihn im Werke sein, vor dem er sich jetzt nicht in Acht nehmen könne. 236 Deshalb stellte er keine öffentlichen Untersuchungen an, sondern liess die, welche ihm verdächtig erschienen, heimlich beobachten. Da er aber bald gegen alle Welt Verdacht und Argwohn hegte, weil seine Sicherheit das zu fordern schien, so dehnte er sein Misstrauen auch auf ganz Unschuldige aus und kannte dabei keinerlei Mässigung. 237 Wer oft zu ihm kam, den fürchtete er, weil er mehr Gelegenheit finde, ihm nachzustellen; wer aber nicht oft kam, den brauchte man meist nur zu nennen, um bei ihm den Entschluss zur Reife zu bringen, ihn seiner grösseren Sicherheit halber umbringen zu lassen. 238 Schliesslich intriguierten seine Höflinge, die sich nicht mehr sicher fühlten, gegeneinander und hofften sich selbst zu nützen, wenn sie einem anderen mit der Anschuldigung zuvorkämen. Hatte aber einer den anderen beiseite geschafft, so geriet er eben dadurch in Verdacht und verfiel derselben

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/406&oldid=- (Version vom 12.12.2020)