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Strafe, die er dem anderen bereitet hatte, um ihm zuvorzukommen. 239 Jede Gelegenheit wurde benutzt, um dem Gegner Fallen zu stellen, bis der eine sich in demselben Netze fing, das er dem anderen gelegt hatte. 240 Der König nämlich empfand bald Reue, wenn er jemand ohne regelrechtes Urteil hatte hinrichten lassen. Aber anstatt dass diese Reue ihn zu grösserer Vorsicht für die Zukunft ermahnt hätte, verfuhr er nun gegen die Angeber in gleicher Weise und verschlimmerte dadurch die Zustände am Hofe immer mehr.

(3.) 241 Schon hatte er vielen seiner Freunde angekündigt, sie brauchten nicht mehr zur Erfüllung ihrer Dienstverpflichtungen zu erscheinen oder sich bei Hofe zu zeigen. Diesen Befehl gab er aber nur deshalb, um durch Rücksichtnahme auf dieselben weniger gebunden zu sein. 242 So verbannte er auch seine alten Freunde Andromachus und Gemellus vom Hofe, die ihm in den Regierungsgeschäften, bei der Abordnung von Gesandtschaften und bei Beratungen viele Dienste geleistet, seine Söhne unterrichtet hatten und bei ihm in hohem Ansehen standen. 243 Den einen traf diese Strafe, weil sein Sohn Demetrius mit Alexander Umgang pflog, den Gemellus aber, weil Herodes dessen Anhänglichkeit an Alexander kannte. Letzterer nämlich war als Knabe von Gemellus unterrichtet worden und hatte ihn auch während seines Aufenthaltes in Rom als steten Begleiter bei sich gehabt. Gern hätte Herodes auch diese verdienten Männer mit härterer Strafe belegt. Doch da er den Schein willkürlicher Grausamkeit gegen dieselben meiden musste, begnügte er sich damit, ihnen ihre Ehrenstellen zu nehmen, wodurch er ihnen allerdings auch die Möglichkeit verschaffte, sich den Ausbrüchen seiner Wut zu entziehen.

(4.) 244 Der Urheber aller dieser Grausamkeiten war eigentlich Antipater, der schon längst seines Vaters Ratgeber war und nun, nachdem er die unheilvolle Gesinnung desselben erkannt hatte, ihm noch mehr zusetzte und um so leichter seinen Zweck erreichen zu können glaubte,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/407&oldid=- (Version vom 12.12.2020)