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je eher er alle Widerspenstigen aus dem Wege räumen würde. 245 Nachdem nun Andromachus und Gemellus vom Hofe entfernt waren, begann der König damit, alle diejenigen, die er für Anhänger Alexanders hielt, der Folter zu unterwerfen, um dessen vermeintliche Anschläge zu erfahren. 246 Diese jedoch erlitten den Tod, ohne etwas aussagen zu können, worüber der König nur noch mehr in Wut geriet. Antipater war es, der in diesen Fällen das Schweigen als Verstocktheit und als Treue gegen Alexander auslegte und den König reizte, noch weiter nach geheimen Anschlägen zu forschen. 247 Einer von den vielen, die gefoltert wurden, behauptete, er habe den Alexander, wenn er wegen seiner körperlichen Gewandtheit, seiner Fertigkeit im Schiessen und wegen anderer vorzüglicher Eigenschaften gelobt worden sei, oftmals sagen hören, diese Gaben der Natur seien für ihn mehr ehrenvoll als nutzbringend, weil sein Vater ihn deswegen beneide und hasse. 248 Daher pflege er bei Spaziergängen mit seinem Vater sich zu bücken, um nicht grösser als dieser zu erscheinen, und bei Jagden, die er mit dem Vater unternehme, absichtlich das Wild zu fehlen, da er dessen Ehrgeiz kenne, der anderen keinen Ruhm gönne. 249 Als nun mit der Folterung etwas eingehalten wurde, fügte er noch hinzu, Alexander habe in Gemeinschaft mit Aristobulus den Plan gefasst, den Vater auf der Jagd aus dem Hinterhalt zu töten, nach vollbrachter That nach Rom zu fliehen und dort um Verleihung der Königswürde zu bitten. 250 Da sich nun auch noch ein Brief Alexanders an seinen Bruder vorfand, worin er sich darüber beklagte, dass sein Vater dem Antipater gegen alles Recht ein Gebiet mit zweihundert Talenten Einkünften geschenkt habe, 251 glaubte Herodes endlich den sicheren Beweis für die Richtigkeit des gegen die jungen Leute gefassten Verdachtes zu besitzen, und liess daher den Alexander ergreifen und einkerkern. Aber auch jetzt fand er noch keine Ruhe, teils weil er dem, was er gehört, wenig Glauben beimass, teils weil er, wenn er recht nachdachte, doch

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/408&oldid=- (Version vom 12.12.2020)