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eigentlich keinen Grund hatte, auf eine Verschwörung zu schliessen, vielmehr zu der Überlegung gelangen musste, dass es sich da nur um jugendliche Streit- und Klagesucht handle. Auch schien es ihm unglaublich, dass ein Vatermörder so offen eine Reise nach Rom wagen sollte. 252 Er wollte deshalb einen schärferen Beweis für die Schuld seines Sohnes haben und fürchtete den Schein, als ob er ihn voreilig in Ketten gelegt habe. Zu dem Ende liess er die bedeutendsten Freunde Alexanders foltern und viele von ihnen umbringen, ohne jedoch etwas zu erfahren, das seinen Erwartungen entsprochen hätte. 253 Das aber war für ihn nur eine Anreizung, die Nachforschungen immer leidenschaftlicher zu betreiben, sodass sich Bestürzung und Schrecken der gesamten Königsburg bemächtigte. Endlich fand sich ein junger Mann, der auf der Folter aussagte, Alexander habe an seine Freunde in Rom geschrieben, sie möchten Sorge dafür tragen, dass der Caesar ihn schleunigst zu sich entbiete, weil er ihm Mitteilungen über ein zwischen seinem Vater und dem Partherkönige Mithradates gegen die Römer abgeschlossenes Bündnis machen könne. Der junge Mann fügte dann noch hinzu, Alexander habe zu Askalon Gift bereiten lassen.

(5.) 254 Diesen Angaben schenkte Herodes Glauben und fand für seine Übereilung einigen Trost, indem er sich die Gefahr noch grösser vorstellte, als sie ihm geschildert worden war. Aber obgleich man sofort eifrig nach dem Gift forschte, ward dasselbe nicht gefunden. 255 Um nun das Mass des Unheils überlaufen zu lassen, leugnete Alexander die ihm zur Last gelegten verruchten Anschläge absichtlich nicht, sondern stachelte des Vaters Leidenschaft durch ein noch grösseres Unrecht auf, vielleicht in der Absicht, ihn wegen seiner Leichtgläubigkeit hinsichtlich der Verleumdungen zu beschämen, vielleicht aber auch, um für den Fall, dass er Glauben fände, den Herodes samt seinem ganzen Hofe dem Verderben zu weihen. 256 Er verschickte nämlich vier Briefe, die alle gleichmässig besagten, es bedürfe keiner

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/409&oldid=- (Version vom 12.12.2020)