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Folter und keiner weiteren Untersuchung, da er wirklich mit Pheroras und den besten Freunden des Königs sich verschworen habe. Salome sei übrigens in der Nacht zu ihm gekommen und habe ihn mit Gewalt zum Beischlaf gezwungen. 257 Das allgemeine Sehnen gehe ja auch darauf hinaus, den König aus dem Wege geräumt und das Volk von der Schreckensherrschaft befreit zu sehen. Des weiteren wurden in den Briefen Ptolemaeus und Sapinnius, welche für die treuesten Anhänger des Königs galten, der Teilnahme an der Verschwörung beschuldigt. 258 Doch wozu soll ich noch viele Worte machen? Es war, als hätte Raserei den Hof befallen, so wüteten die gegeneinander, welche früher die besten Freunde gewesen waren. Weder Verteidigung noch Widerlegung zur Aufdeckung der Wahrheit wurden verstattet, sondern ohne jedes Verhör ward die Todesstrafe verhängt. Und während die einen in Ketten lagen, die anderen ihren baldigen Tod und noch andere beides unvermeidlich zu erwarten hatten, erfüllte den Hof im Gegensatz zu dem früheren glücklichen Leben nur Trauer und Wehklage. 259 Herodes selbst aber verzehrte sich in Bitterkeit, und die beständigen Intriguen sowie sein Misstrauen gegen jedermann liessen ihn von der Zukunft nichts Gutes erwarten. Oft bildete er sich ein, sein Sohn komme auf ihn zu und stehe mit gezücktem Schwerte vor ihm, 260 und da ähnliche Vorstellungen ihn Tag und Nacht verfolgten, war er dem Wahnsinn und der Tobsucht nahe. So stand es mit Herodes.

(6.) 261 Als von dieser Lage der Dinge im Hause des Herodes der Kappadocierkönig Archelaus hörte, ängstigte er sich wegen seiner Tochter und Alexanders, und da er zugleich mit dem Schicksal seines Freundes Herodes Mitleid empfand, reiste er nach Jerusalem, um die Wirren zu ordnen. 262 Er fand dort thatsächlich den Zustand vor, den man ihm geschildert hatte, und glaubte unter diesen Umständen den König nicht tadeln oder der Grausamkeit zeihen zu dürfen, da zu erwarten war, dass er bei dem Versuche, sich zu rechtfertigen, in noch

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/410&oldid=- (Version vom 12.12.2020)