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heftigere Erregung geraten würde. 263 Deshalb ging er auf andere Weise vor, um dem Unheil ein Ende zu machen. Er stellte sich nämlich gegen Alexander erzürnt und erklärte den Herodes für einen gerechten Menschen, der keiner Unbesonnenheit fähig sei. Ja, er gab sogar seine Absicht kund, Alexanders Ehe zu trennen und selbst seine Tochter nicht zu schonen, falls sie etwas wüsste, was sie dem Könige verschwiegen haben sollte. 264 Als nun Herodes den Archelaus wider Erwarten so auftreten und um seinetwillen eine solche Erbitterung zur Schau tragen sah, beruhigte er sich, glaubte bei seinen Handlungen sich im Recht befunden zu haben und gab allmählich der väterlichen Liebe in seinem Herzen wieder Raum. 265 Nun aber war er erst recht zu bedauern. Wollte nämlich jemand die gegen Alexander erhobenen Beschuldigungen als nichtig erweisen, so geriet er in Aufregung; nahm aber Archelaus ihn selbst in Schutz, so weinte er vor bitterem Schmerz und bat diesen sogar, doch die Ehe nicht zu trennen und dem jungen Manne ob seiner Frevelthaten nicht zu zürnen. 266 Als Archelaus ihn nun milder gestimmt sah, schob er die Schuld auf Alexanders Freunde, die den jungen Mann in seiner Arglosigkeit überredet hätten, und lenkte den Verdacht namentlich auf den Bruder des Königs. 267 Pheroras, der so wie so bei Herodes nicht in Gunst stand und keinen sonstigen Vermittler zu finden wusste, wandte sich, als er den grossen Einfluss des Archelaus bemerkte, an diesen in schwarzem Gewande, ganz wie ein Mensch, der an seiner Rettung verzweifelt. 268 Archelaus hörte zwar seine Bitte an, erklärte es jedoch für unmöglich, dem gewaltigen Zorn des Herodes sobald ein Ende zu machen, und riet ihm daher, persönlich den König um Verzeihung zu bitten und sich als den Urheber des ganzen Unheils hinzustellen. Dadurch werde er den Groll seines Bruders besänftigen; er selbst wolle übrigens gern den Vermittler abgeben. 269 Pheroras folgte diesem Rat, und so wurde allen geholfen: Alexander ward unverhofft von dem

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/411&oldid=- (Version vom 12.12.2020)