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der ihm, wie gewöhnlich, keine Ehrenbezeugung erwies, geriet er in heftige Aufregung. 245 Zu Hause angelangt, beschied er sein Weib Zaraza und seine Freunde zu sich und erzählte ihnen, welche Ehre er beim Könige und der Königin genossen habe, da er allein mit dem Könige von Esther zur Tafel gezogen worden und auch für den folgenden Tag wieder eingeladen sei. 246 Aber das alles könne ihm keine Freude machen, so lange er den Juden Mardochaeus vor der Thür des Palastes stehen sehe. Da riet ihm Zaraza, er solle einen fünfzig Ellen hohen Balken herrichten lassen und am anderen Morgen vom Könige erwirken, dass Mardochaeus ans Kreuz geschlagen würde. Dieser Vorschlag gefiel ihm über die Massen, und er befahl sogleich seinen Dienern, einen solchen Balken herzurichten und ihn im Hofe aufzustellen, um den Mardochaeus daran hinzurichten. 247 Das geschah denn auch sofort. Gott aber machte die frevelhafte Hoffnung Amans zu Schanden, denn er kannte die Zukunft und wusste, was ihm bevorstand. Den König nun floh in der folgenden Nacht der Schlaf, 248 und da er die Zeit nicht müssig verbringen wollte, beschloss er, sich etwas mit der Geschichte seines Reiches zu befassen, und befahl daher seinem Schreiber, die Chronik seiner Vorfahren herbeizuholen und ihm daraus vorzulesen. 249 Als dieser nun las, kam er zuerst auf jemand, der wegen einer hervorragenden That die Verwaltung einer Provinz erhalten hatte. Der Name der Provinz war mit aufgezeichnet. Dann las er von einem anderen, dem für bewiesene Treue ein Geschenk zu teil geworden war, und daran schloss sich die Geschichte von der Verschwörung Bagathous’ und Theodestes’ gegen den König, die Mardochaeus aufgedeckt hatte. 250 Als nun der Schreiber schnell zu einem anderen Kapitel übergehen wollte, unterbrach ihn der König und fragte, ob da nichts von einer Belohnung geschrieben stehe, die Mardochaeus erhalten habe. Der Schreiber verneinte dies; der König aber hiess ihn aufhören und fragte die Wächter, welche Zeit in der Nacht es sei. Und als er hörte, es sei bereits

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/41&oldid=- (Version vom 12.12.2020)