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für die Todesstrafe stimmen, weil er selbst Söhne habe und die Strafe im Hinblick auf das, was der König von ihnen erlitten, zu schwer sei. 369 Dieselbe Meinung äusserten auch die drei Söhne des Saturninus, die er als Legaten bei sich hatte. Volumnius dagegen meinte, solche Verbrechen gegen den eignen Vater verdienten unbedingt die Todesstrafe. In gleicher Weise stimmten dann auch der Reihe nach die meisten anderen, sodass die Verurteilung der jungen Leute zum Tode sicher erschien. 370 Bald darauf reiste Herodes mit seinen Söhnen nach Tyrus ab und fragte den inzwischen aus Rom zurückgekehrten Nikolaus, nachdem er ihm die in Berytus stattgehabten Verhandlungen erzählt hatte, was seine Freunde zu Rom über die beiden jungen Leute dächten. 371 Nikolaus entgegnete, sie hegten die Meinung, dass zwar die Anschläge seiner Söhne fluchwürdige Verbrechen seien, dass es jedoch vorläufig genüge, die beiden in strengem Gewahrsam zu halten. 372 Scheine ihm dann später eine strengere Strafe erforderlich, so könne er sie immer noch mit dem Tode bestrafen, damit er nicht den Eindruck erzeuge, als folge er mehr der Stimme seines Jähzorns wie der seiner Vernunft. Wenn er jedoch ein milderes Verfahren gegen sie einschlagen wolle, so möge er sie freilassen, um nicht namenloses Unheil heraufzubeschwören. Das sei die Ansicht der meisten Freunde des Königs zu Rom. Herodes verharrte nun eine Zeitlang in tiefem Nachdenken und hiess dann den Nikolaus ihn begleiten.

(4.) 373 Sobald er nach Caesarea kam, sprach man dort überall von den jungen Leuten, und das ganze Reich war in Spannung, welche Wendung ihr Geschick wohl nehmen würde. 374 Allseitig nämlich herrschte die Furcht, es möchte ihnen bei dem eingewurzelten Familienstreit der Tod drohen, und so empfand man überall das grösste Mitleid mit ihrem Lose. Dennoch durfte niemand ein unbesonnenes Wort sich entschlüpfen lassen, sondern jeder musste sein Mitgefühl in sich verschliessen und ein so schmerzliches Geschick zwar bekümmert, aber

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/429&oldid=- (Version vom 12.12.2020)