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schweigend mitertragen. 375 Nur ein früherer Soldat des Königs, Teron mit Namen, der einen mit Alexander befreundeten und gleichalterigen Sohn hatte, wagte frei heraus zu sagen, was die anderen still verschwiegen, und konnte sich nicht enthalten, zu wiederholten Malen öffentlich auszurufen, 376 die Wahrheit sei untergegangen und das Recht von den Menschen gewichen, während Lüge und Bosheit triumphierten und alles derartig in Dunkel gehüllt sei, dass die Frevler nicht einmal das grösste Unheil zu erkennen vermöchten, das einem Menschen zustossen könne. 377 Diese Freimütigkeit gefährdete nun zwar sein Leben aufs höchste, veranlasste aber auch bei allen billig Denkenden das Geständnis, dass er einen für die traurigen Zeiten bemerkenswerten Mut an den Tag lege. 378 Deshalb hörten auch alle das, was er sagte, mit innerer Befriedigung an, und obgleich ihr eignes Interesse ihnen Stillschweigen zur Pflicht machte, konnten sie doch seiner Unerschrockenheit ihren Beifall nicht versagen. Denn die Aussicht auf ein so trauriges Geschick musste ja jedem einzelnen derartige Worte auf die Zunge legen.

(5.) 379 Mutig, wie er war, begab sich Teron auch zum Könige selbst und begehrte mit ihm unter vier Augen zu reden. Als ihm dies gestattet wurde, sprach er: „Ich vermag, o König, diese Seelenqual nicht länger zu ertragen und muss daher selbst auf die Gefahr hin, mein Leben zu verlieren, freimütig mit dir sprechen, woraus du übrigens, wenn du auf dein Interesse bedacht bist, nur Nutzen ziehen kannst. 380 Bist du überhaupt noch bei Sinnen? Und wo ist jener ausgezeichnete Geist, mit dem du so Grosses vollbracht hast, wo sind deine Freunde und Verwandten geblieben? 381 Aber wären sie auch zugegen – ich kann doch diejenigen nicht als deine Verwandten und Freunde betrachten, die zu einer solchen Frevelthat in diesem einst so glücklichen Reiche ihre Zustimmung geben. Willst du denn nicht einsehen, was du eigentlich zu thun vorhast? 382 Zwei mit allen Vorzügen geschmückte junge Leute, welche eine aus

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/430&oldid=- (Version vom 12.12.2020)